Zwischen Chance und Krise: Wie die Villa Borg kreativ reagieren kann
Was das neue TÜV-Gesetz für die Villa Borg bedeutet
Zwischen römischer Technik, Oldtimerliebe und moderner Bürokratie
Die Villa Borg ist ein besonderer Ort. Sie verbindet Geschichte mit Gegenwart, Antike mit Alltag, Kultur mit Schraubenschlüssel.
Bei Festen und Veranstaltungen treffen sich hier nicht nur Geschichtsfreunde, sondern auch Oldtimerbesitzer, Technikbegeisterte und Liebhaber klassischer Fahrzeuge.
Doch genau diese Verbindung könnte bald ins Wanken geraten – durch ein neues Gesetzesvorhaben der EU-Kommission: die geplante Reform der Hauptuntersuchung (HU) für ältere Fahrzeuge.
Was plant die EU?
Die Kommission schlägt vor, dass alle Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre sind, künftig jedes Jahr zur Hauptuntersuchung (HU) und Abgasuntersuchung (AU) müssen.Bisher galt in Deutschland für Pkw ein Intervall von zwei Jahren – unabhängig vom Fahrzeugalter.
Was als Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit angekündigt wird, trifft vor allem eine Gruppe hart: Oldtimerbesitzer und Halter gut erhaltener, älterer Fahrzeuge.
In Deutschland betrifft das etwa 16 Millionen Fahrzeuge – darunter auch viele, die regelmäßig an Veranstaltungen wie den Oldtimer-Treffen in der Villa Borg teilnehmen.
Was bedeutet das für das kulturelle Leben in und rund um Borg?
Gefahr für die Oldtimerkultur?
Die Villa Borg lebt von Geschichten. Doch viele dieser Geschichten rollen auf vier Rädern an. Sei es ein original erhaltener Mercedes, ein alter VW Käfer, ein restaurierter Opel Rekord oder ein Motorrad aus den 60ern – sie alle bringen nicht nur Besucher, sondern Erinnerungen, Leidenschaft und Authentizität mit sich.
Wenn das neue TÜV-Gesetz kommt, wird diese Bewegung ausgebremst. Jährliche Prüfkosten von rund 150 € (statt bisher alle zwei Jahre) und mögliche Zusatzkosten für Reparaturen oder Nachuntersuchungen könnten viele Besitzer zwingen, ihre Fahrzeuge abzumelden oder stillzulegen.
Und das bedeutet: weniger Vielfalt, weniger Gäste, weniger Geschichten – ein spürbarer kultureller Verlust für Borg.
Zwischen Chance und Krise: Wie die Villa Borg kreativ reagieren kann
Aber: Wo ein Problem ist, ist auch eine Bühne. Und genau diese Bühne könnte die Villa Borg für sich nutzen.
Idee 1: Der römische TÜV
Warum nicht einen Themenwochenende inszenieren: „Prüfen wie bei den Römern“ – mit Legionären, die hölzerne Wagenachsen kontrollieren, und modernen TÜV-Prüfern, die erklären, wie Fahrzeuge heute beurteilt werden.
So entsteht ein spannender Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Idee 2: TÜV-Day in Borg
Einmal im Jahr lädt die Villa regionale TÜV-Prüfer, Oldtimerclubs und Schrauber ein.
Gemeinsam gibt es Workshops, Vorführungen, Gutachtenberatung und Ausstellungen. Die HU wird zum Fest – mit Grillstand, römischem Brot und Werkstattgeschichten.
Idee 3: Ausstellung „Fahrzeuge der Ewigkeit“
Die Villa zeigt eine Sonderausstellung: vom Streitwagen über die Postkutsche bis zum Golf 1.
Mit Info-Tafeln zu Wartung, Material, Fahrkultur und Technik. Ideal für Familien, Technikfans und Schulklassen.
Die große Chance: Nachhaltigkeit trifft Geschichte
Gerade in Zeiten von Klimaschutz und E-Mobilität wirkt ein Oldtimer aus der Nachkriegszeit auf viele wie ein Relikt. Doch das Gegenteil ist der Fall:
Viele dieser Fahrzeuge fahren weniger als 2.000 km pro Jahr, sind gepflegt, emissionsarm im Verbrauch – und extrem langlebig. Sie sind also das Gegenteil von Wegwerfgesellschaft und geplanten Obsoleszenz.
Die Villa Borg könnte diese Diskussion bewusst aufgreifen:
-
Ist der alte Golf nachhaltiger als ein neues E-Auto?
-
Was war nachhaltiger: römischer Karren oder moderner SUV?
-
Wie funktionierte Mobilität ohne Erdöl?
Dazu könnten Vorträge, Diskussionen und Erlebnisstationen entstehen – in Zusammenarbeit mit Schulen, Universitäten und der Kulturstiftung.
Regionale Stärke ausbauen
Die Villa Borg steht nicht allein. In Perl, Borg, Oberleuken und der Region gibt es Werkstätten, Prüfer, Schrauber, Schrauberinnen, Autoverrückte, Clubs. Warum diese nicht einbinden?
Ein Netzwerk „Mobilität und Geschichte“ könnte entstehen, mit Partnern wie TÜV Saarland, Oldtimerfreunden Obermosel, Werkstätten aus dem Landkreis oder Automuseen der Umgebung. Gemeinsam lässt sich mehr bewegen – im Wortsinn.
Die Villa als Stimme des ländlichen Kulturguts
Oldtimer sind keine Statussymbole – sie sind fahrendes Kulturgut. Sie brauchen keinen Digitalchip, sondern Pflege, Verständnis und Respekt.
Die Villa Borg könnte das öffentlich vertreten – durch eine Stellungnahme, Petition oder offene Diskussion, etwa mit der Politik im Landkreis oder den Kulturbehörden.
Wer weiß: Vielleicht entsteht daraus sogar ein Förderprojekt für Oldtimerbesitzer, die ihre Fahrzeuge für kulturelle Zwecke bereitstellen – etwa für Schulfahrten, Museumsführungen oder Festumzüge.
Fazit: Nicht jammern, sondern fahren – mit Stil und Haltung
Das neue TÜV-Gesetz ist kein Grund zur Panik – aber ein Weckruf. Für Oldtimerfans. Für Kulturträger. Und für Orte wie die Villa Borg.
Es ist Zeit, Geschichte wieder sichtbar zu machen – auch auf Rädern. Nicht als verstaubte Erinnerung, sondern als rollende Erzählung.
Die Villa Borg kann dabei mehr sein als Schauplatz. Sie kann Drehscheibe, Treffpunkt und Ideenschmiede werden – für alle, die glauben, dass alte Technik, gutes Handwerk und lebendige Geschichte zusammengehören.
Denn was wäre schöner, als ein Tag in Borg, bei dem sich zwischen Mosaikboden und Thermen ein Porsche 356 mit einem Legionär die Hand reicht?
Kommentare