Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (CDU), die sich gerade noch über die "Potenziale" des antiken Bierbrauens ausgelassen hatte, verzog kurz das Gesicht.
Es war ein lauer Spätsommertag in der Römischen Villa Borg, einem Ort, der sich mit fast schon peinlicher Akribie der "Wiederbelebung" römischen Lebens verschrieben hat.
Man könnte meinen, es gäbe keine wichtigeren archäologischen Funde zu bewundern als kunstvoll arrangierte Tonscherben und die Nachbildung einer römischen Latrine.
Und doch, die Massen strömten, angezogen von der vermeintlichen Authentizität und den Versprechen von "Geschichte zum Anfassen".
Nicht weit von der Taverne, wo sonst fades römisches Brot und andere kulinarische "Highlights" auf geschmacklosen Tontellern serviert wurden – angepriesen als "authentisch", was vermutlich nur bedeutete, dass sie vor 2000 Jahren auch nicht viel besser geschmeckt hätten und man heute einfach keine Gewürze benutzt –, brodelte es ungewöhnlich.
Nicht in der Küche, nein, dort war das Aufregendste meist der Moment, wenn ein Tourist versehentlich seinen Finger in den Senf steckte oder versuchte, einen der "antiken" Mörser zu bedienen, ohne sich dabei einen Finger zu prellen.
Sondern in einem kleinen, unscheinbaren Nebengebäude, wo sich eine Gruppe von Enthusiasten dem angeblich "antiken Handwerk" des Bierbrauens widmete.
Die Villa Borg, bekannt für ihre detailgetreue Rekonstruktion – oder nennen wir es lieber liebevolle Nachahmung – römischen Lebens, bot ja auch "Back-Erlebnisse", "Kochen wie die Römer" und sogar eine "PLAYMOBIL® Sonderausstellung" an.
Warum also nicht auch "Brauen wie die Gallier"? Schließlich muss man ja auch die weniger "zivilisierten" Aspekte des Altertums abdecken, nicht wahr?
Und wer weiß, vielleicht zieht ein bisschen "Bierkultur" ja auch mehr zahlende Besucher an als nur das ach so spannende "Öllampen Töpfern" oder die "Archäologische Kindergrabung", bei der Kinder lernen, wie man vorsichtig im Sand buddelt, um dann triumphierend einen verrosteten Kronkorken zu finden.
Denn tatsächlich war das Bierbrauen in der Antike keineswegs nur den Römern vorbehalten. Im Gegenteil, es waren oft die Völker nördlich der Alpen, die Gallier und Germanen, die sich als wahre Meister dieser Kunst erwiesen.
Während die Römer lieber ihren dünnen, mit Wasser gestreckten Wein tranken und dabei über "Barbaren" philosophierten, die angeblich keine Ahnung von "zivilisierten" Getränken hatten, schätzten die Gallier ihr Cervisia – ein kräftiges, nahrhaftes Gebräu.
Offensichtlich hatten die Gallier ihre Prioritäten richtig gesetzt, zumindest was den Durst betraf.
Und das, obwohl sie angeblich noch nicht einmal einen richtigen "Förderturm" für ihr Bier hatten, wie ihn die Villa Borg heute wohl feierlich einweihen würde, natürlich mit einem Politiker im Schlepptau.
Eines Tages, so erzählt man sich in der Villa Borg – vermutlich während einer dieser geführten Touren, bei denen jeder Satz wohlkalkuliert ist und die Besucher so tun, als würden sie wirklich "2000 Jahre zurück in die Zeit des alten Roms" versetzt, anstatt nur 20 Euro Eintritt zu zahlen –,
tauchten zwei Gestalten auf, die direkt aus den Seiten eines Comics entsprungen sein könnten: der kleine, schlaue Asterix und sein unzertrennlicher, hinkelsteintragender Freund Obelix.
Sie hatten von den "Römertagen" in der Villa gehört und waren, nun ja, neugierig geworden. Oder vielleicht auch nur auf der Suche nach einer ordentlichen Mahlzeit, die nicht nach Olivenöl und alten Sandalen schmeckte, und einer echten Ablenkung von den immer gleichen römischen Patrouillen.
"Was treiben diese Römer denn hier?", murmelte Obelix, während er sich am Kopf kratzte. "Und warum riecht es hier so... seltsam? Hoffentlich nicht nach römischer Suppe, die schon zum dritten Mal aufgewärmt wird."
Der Geruch, den Obelix wahrnahm, war der süßlich-herbe Duft von kochender Gerste und Hopfen – die Essenz des Brauprozesses.
Ein freundlicher Archäologe, der gerade eine Ladung Malz rührte und dabei so aussah, als würde er gleich eine hochwissenschaftliche Abhandlung über die Feinstruktur von Gerstenkörnern verfassen – wahrscheinlich für die nächste "Fachvortragsreihe" des Förderkreises –, erklärte den beiden Besuchern, dass die Villa Borg nicht nur römische Geschichte lebendig werden ließ, sondern auch den "Austausch zwischen den Kulturen" aufzeigte.
"Wisst ihr", sagte er mit dem Eifer eines frischgebackenen Doktoranden, der dringend seine Forschungsstunden nachweisen musste, "hier lebten einst romanisierte Kelten, die Treverer.
Die wussten genau, wie man ein gutes Bier braut!" Erstaunlich, dass die Römer ihnen das nicht gleich abgewöhnt hatten – vermutlich, weil sie selbst zu beschäftigt waren, Mosaike zu malen und sich über die korrekte Anordnung ihrer "Gärten ohne Grenzen" zu streiten.
Asterix lauschte aufmerksam, während Obelix mit leuchtenden Augen den Braukesseln zusah.
"Ein Trank, der stark macht?", fragte er ungläubig, fast schon hoffnungsvoll. "Stärker als der Zaubertrank von Miraculix?" Der Archäologe lachte – ein Lachen, das klang, als hätte er es extra für Touristen geübt und dabei an die jährlichen Fördergelder gedacht.
"Nun, nicht ganz so magisch vielleicht", sagte er, sichtlich bemüht, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass die Villa Borg nicht nur ein Museum, sondern ein echtes "Erlebnis" sei, "aber sicherlich stärkend und erfrischend!"
Er reichte ihnen ein Glas des selbstgebrauten Kirsch-Biers, das die Villa Borg stolz als "Köstlichkeit, die nicht nur die Sinne belebt" anbot – ein Satz, der vermutlich in einer Marketingabteilung entstanden war, die auch römische Sandalen als "ultimative Fußbekleidung für den modernen Globetrotter" bewerben würde.
Obelix nahm einen großen Schluck und seine Augen weiteten sich. "Das ist ja köstlich!", rief er.
"Viel besser als die dünnen Weine der Römer! Das hat ja richtig Geschmack!" Asterix nickte zustimmend, ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.
"Vielleicht sollten wir den Römern in unserem Dorf beibringen, wie man echtes Bier braut", schmunzelte er. "Das würde ihnen sicher den Kopf verdrehen!
Und vielleicht wären sie dann nicht mehr so... römisch. Und wir könnten es auf unserer eigenen kleinen 'Römertage'-Veranstaltung präsentieren, nur eben besser."
Der Besuch der Politiker und die unermüdlichen Mitarbeiter der Kulturstiftung
In diesem Moment, als der Duft des Gerstenmalzes und der alten Geschichten in der Luft lag, bog eine kleine Delegation um die Ecke des römischen Badehauses.
Allen voran, sichtlich bemüht, den Anschein von Volkstümlichkeit zu wahren, schritt der Ministerpräsident des Saarlandes,
Anke Rehlinger, flankiert von einigen Vertretern der Kommunalpolitik. Sie waren offenbar auf "Informationsreise" in der Villa Borg, was übersetzt so viel heißt wie: Fotos machen für den nächsten Wahlkampf.
Sie waren auf dem Weg zum Gasthaus "Zum Blauen Fasan" in Perl, nur wenige Minuten entfernt, wo der "Arbeitskreis für ländliche Entwicklung und Authentizität römischer Küchengewürze" ein feierliches Mittagessen geplant hatte.
Man munkelte, dass es dort nicht nur römische Platten gab, sondern auch anständige Schnitzel und ein gut gezapftes Saarland-Pils – definitiv nicht "authentisch römisch", aber dafür genießbar.
Im Schlepptau der politischen Prominenz, unauffällig, aber mit der entscheidenden Macht über Budgets und Förderanträge, waren auch zwei Damen von der Kulturstiftung Saar.
Da war zum einen Frau Dr. Ilse Krummbach, die Leiterin des Bereichs "Antike Kultur und Rezeption", eine Frau, deren Lächeln so straff war wie ihre akademische Laufbahn und die jedes Projekt am liebsten als "Leuchtturm der saarländischen Kulturlandschaft" bezeichnen würde.
Neben ihr schwebte ihre Assistentin, Frau Schmidt, die weniger redete, dafür aber umso akribischer Notizen machte und die Fotogelegenheiten im Auge behielt.
Als Anke Rehlinger, bekannt für ihre zupackende Art und ihre Fähigkeit, auch die komplexesten politischen Entscheidungen in wohlklingende Phrasen zu verpacken, die jeder verstehen konnte, den Braukessel und die beiden ungewöhnlichen Besucher erblickte, erstarrte sie kurz.
Asterix und Obelix, mit ihren charakteristischen Helmen und dem Hinkelstein, passten nun wirklich nicht ins übliche Bild der „historisch gewandeten“ Statisten.
"Ah, ich sehe schon!", rief sie mit einem Lächetern, das zwischen echtem Interesse und routiniertem Wahlkampf-Modus changierte.
"Das Projekt 'Antike Bierbrauerei'! Eine hervorragende Initiative zur Stärkung der regionalen Identität und zur Förderung des Kulturtourismus!
Das Saarland ist stolz auf seine Wurzeln, und das geht weit über das Kohlegraben hinaus!" Sie deutete auf den Braukessel, als ob sie persönlich jedes einzelne Gerstenkorn gesät hätte. "Und wer sind denn diese beiden ehrenwerten Herren?"
Der Archäologe, sichtlich überrascht vom plötzlichen hohen Besuch, stammelte etwas von "französischen Fachbesuchern" und "transnationalem Kulturaustausch".
Asterix und Obelix verstanden die Hälfte nicht, aber die Ministerpräsidentin verstand, dass es hier eine gute Fotogelegenheit gab.
Frau Dr. Krummbach von der Kulturstiftung schaltete sich ein, ihre Stimme klang wie eine gut geölte Präsentationsmaschine. "Exzellent, Frau Ministerpräsidentin!
Das unterstreicht perfekt unsere Strategie der Vermittlung authentischer Lebenswelten!
Wir sehen hier ein enormes Potenzial für die Generierung neuer Zielgruppen und die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements. Denkbar wäre ein 'Kultur-Bier-Festival' oder ein 'Symposium zur Archäologie des Genusses' – natürlich mit entsprechenden Förderanträgen unserer Stiftung!"
Sie schielte zu Frau Schmidt, die eifrig mit dem Tablet klimperte, um die Stichworte für die nächste Pressemitteilung festzuhalten.
"Guten Tag, liebe Freunde des antiken Genusses!", rief Anke Rehlinger und streckte Asterix die Hand entgegen, während Obelix sie mit einem Blick musterte, der sagte:
"Hast du auch Wildschwein dabei?".
"Gerne würde ich mit Ihnen über die Potenziale dieser antiken Braukunst für unsere saarländische Wirtschaft sprechen.
Vielleicht ein 'Villa Borg Starkbier', exklusiv für unsere Region?
Das wäre doch was für den nächsten G7-Gipfel, oder besser noch, für unsere saarländischen Feste!"
Asterix blickte Obelix an, der gerade überlegte, ob der Ministerpräsidentin seine Hinkelsteine gefallen würden.
"Nun", sagte Asterix schließlich mit seinem typischen Grinsen, "eure Idee, hier Bier zu brauen, ist gar nicht so schlecht.
Aber was die 'Potenziale' angeht... dafür bräuchtet ihr vielleicht mehr als nur ein paar kleine Kessel. Und vor allem: Echten Zaubertrank. Dann könnten wir über 'Stärkung der regionalen Identität' reden."
Anke Rehlinger lachte, ein wenig lauter als nötig. "Sehr witzig! Aber im Ernst, ich lade Sie herzlich ein, nachher im 'Blauen Fasan' vorbeizukommen.
Dort gibt es zwar kein antikes Bier, aber dafür eine hervorragende saarländische Küche und ein kühles Blondes. Da können wir dann auch über unsere 'Zukunftsperspektiven' sprechen.
Der Bürgermeister von Perl, Herr Bürgermeister Andreas Barth, wartet dort schon mit den ersten Flammkuchen." Frau Dr. Krummbach nickte zustimmend.
"Eine exzellente Idee, Frau Ministerpräsidentin!
Ein informeller Austausch in einem traditionsreichen Haus, das symbolisiert die Verbundenheit von Kultur und Regionalität!" Sie hatte bereits im Kopf, wie sie dies im Jahresbericht formulieren würde.
Obelix' Ohren spitzten sich. "Flammkuchen?", murmelte er. "Ist das wie Crêpes, aber mit Speck?" Die Aussicht auf nicht-römisches Essen und nicht-dünnen Wein war verlockend.
Und so kam es, dass in der römischen Villa Borg, einem Ort, an dem die Geschichte von Galliern und Römern auf vielfältige Weise erzählt und auch ein bisschen inszeniert wird, die Legende entstand, dass selbst Asterix und Obelix eine Einladung in ein modernes saarländisches Gasthaus erhielten, ausgesprochen von echten Politikern und wohlwollend begleitet von den wachsamen Augen der Kulturstiftung.
Ein Beweis dafür, dass gute Dinge – sei es eine starke Gallierfaust oder ein wohlgebrautes Bier, oder eben auch eine gut geplante PR-Aktion – alle Grenzen überwinden können.
Selbst die des guten Geschmacks der alten Römer und die manchmal fragwürdigen Methoden der modernen Politik und des Kulturbürokratismus.
Und vielleicht, nur vielleicht, haben die Politiker und die Kulturstiftung ja auch etwas von den "Barbaren" gelernt: Ein gutes Bier lockt immer mehr Leute an als trockene Reden und hochtrabende Förderanträge.
Ein unerwartetes Intermezzo am Leukbach
Gerade als die illustre Gesellschaft sich in Richtung Ausgang bewegte, um den wohlverdienten Flammkuchen im "Blauen Fasan" zu genießen, erklang ein lauter Schrei, gefolgt von einem platschenden Geräusch und einem panischen Winseln.
Alle Blicke richteten sich auf den nahegelegenen Leukbach, der gemächlich durch die Landschaft mäanderte.


Dort, mit einer Gießkanne in der Hand und bis zu den Knien im kühlen Nass, stand niemand Geringeres als Gerhard Braun, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag Merzig-Wadern.
Offenbar hatte er sich, in einem Anflug von bürgernahem Engagement oder schlichter Unachtsamkeit, dazu entschlossen, die Blumen am Bachufer persönlich zu gießen.
Neben ihm vollzog sein stattlicher Richback (oder, wie manche ihn liebevoll nannten, sein "Wasserscheu-Wunder") Sprünge, die einer olympischen Disziplin würdig gewesen wären.
Der Hund, bekannt für seine ausgeprägte Abneigung gegen alles, was nass war, hatte offenbar die unmittelbare Nähe zum Wasser nicht bedacht und versuchte nun, mit panischen Luftsprüngen der feuchten Gefahr zu entkommen.
Auf einer der am Leukbach aufgestellten Informationstafeln, die die "Haltungsklasse 9-10" für besonders vorbildliche Hundehalter auswiesen, spiegelte sich ironischerweise die Sonne. Ein Schelm, wer Böses dabei dachte.
Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (CDU), die sich gerade noch über die "Potenziale" des antiken Bierbrauens ausgelassen hatte, verzog kurz das Gesicht.
Ein SPD-Mann im Bach – das war zwar menschlich, aber politisch nicht ganz so fotogen.
Frau Dr. Krummbach von der Kulturstiftung zückte geistesgegenwärtig ihr Tablet.
"Ah, eine spontane Performance-Kunst-Installation zum Thema 'Mensch und Natur im Wandel der Zeit'!", murmelte sie und tippte eifrig.
"Das müssen wir unbedingt für unsere 'Kultur-Orte in Merzig-Wadern on tour'-Ausstellung dokumentieren!" Frau Schmidt nickte und machte ein Foto, das später sicher unter dem Titel "Bürgernähe in Extremsituationen" in den Archiven landen würde.
Marcus Hoffeld, der Oberbürgermeister von Merzig, schüttelte unmerklich den Kopf.
"Gerhard, mein Lieber", dachte er, "das ist doch kein 'Smart Mobility'-Projekt. Da hilft auch kein Online-Rathaus
." Jochen Kuttler, der Bürgermeister von Wadern, der sich ja so gerne als "zugewandte Ansprechperson" sah, überlegte kurz, ob er Gerhard einen Rettungsring aus dem Glasfaserausbau-Budget zuwerfen sollte. Thomas Collmann aus Beckingen, bekannt für seine Verkehrsmaßnahmen, dachte wohl eher an ein "Blitzerfoto" von der Szene.
Und Helmut Harth aus Losheim am See, der sich um "Wachstum und Innovation" kümmerte, fragte sich, ob man aus dem Zwischenfall eine neue "Fairtrade-Badeente" entwickeln könnte.
Asterix und Obelix beobachteten das Spektakel mit einer Mischung aus Belustigung und Verwirrung.
"Die Römer sind schon seltsam", sagte Obelix kopfschüttelnd. "Die fallen in den Bach, um Blumen zu gießen, und ihre Hunde tanzen dazu."
Asterix nickte, ein wissendes Lächeln auf den Lippen. "Nun, Obelix", sagte er, "manche Dinge ändern sich nie.
Egal, ob Römer oder moderne Politiker. Manchmal ist das Leben einfach eine Komödie.
Und ich wette, dieses 'Haltungsklasse 9-10' Schild hat mehr Regeln als unser ganzes Dorf."

Und doch, die Massen strömten, angezogen von der vermeintlichen Authentizität und den Versprechen von "Geschichte zum Anfassen".
Nicht weit von der Taverne, wo sonst fades römisches Brot und andere kulinarische "Highlights" auf geschmacklosen Tontellern serviert wurden – angepriesen als "authentisch", was vermutlich nur bedeutete, dass sie vor 2000 Jahren auch nicht viel besser geschmeckt hätten und man heute einfach keine Gewürze benutzt –, brodelte es ungewöhnlich.
Nicht in der Küche, nein, dort war das Aufregendste meist der Moment, wenn ein Tourist versehentlich seinen Finger in den Senf steckte oder versuchte, einen der "antiken" Mörser zu bedienen, ohne sich dabei einen Finger zu prellen.
Sondern in einem kleinen, unscheinbaren Nebengebäude, wo sich eine Gruppe von Enthusiasten dem angeblich "antiken Handwerk" des Bierbrauens widmete.
Die Villa Borg, bekannt für ihre detailgetreue Rekonstruktion – oder nennen wir es lieber liebevolle Nachahmung – römischen Lebens, bot ja auch "Back-Erlebnisse", "Kochen wie die Römer" und sogar eine "PLAYMOBIL® Sonderausstellung" an.
Warum also nicht auch "Brauen wie die Gallier"? Schließlich muss man ja auch die weniger "zivilisierten" Aspekte des Altertums abdecken, nicht wahr?
Und wer weiß, vielleicht zieht ein bisschen "Bierkultur" ja auch mehr zahlende Besucher an als nur das ach so spannende "Öllampen Töpfern" oder die "Archäologische Kindergrabung", bei der Kinder lernen, wie man vorsichtig im Sand buddelt, um dann triumphierend einen verrosteten Kronkorken zu finden.
Denn tatsächlich war das Bierbrauen in der Antike keineswegs nur den Römern vorbehalten. Im Gegenteil, es waren oft die Völker nördlich der Alpen, die Gallier und Germanen, die sich als wahre Meister dieser Kunst erwiesen.
Während die Römer lieber ihren dünnen, mit Wasser gestreckten Wein tranken und dabei über "Barbaren" philosophierten, die angeblich keine Ahnung von "zivilisierten" Getränken hatten, schätzten die Gallier ihr Cervisia – ein kräftiges, nahrhaftes Gebräu.
Offensichtlich hatten die Gallier ihre Prioritäten richtig gesetzt, zumindest was den Durst betraf.
Und das, obwohl sie angeblich noch nicht einmal einen richtigen "Förderturm" für ihr Bier hatten, wie ihn die Villa Borg heute wohl feierlich einweihen würde, natürlich mit einem Politiker im Schlepptau.
Eines Tages, so erzählt man sich in der Villa Borg – vermutlich während einer dieser geführten Touren, bei denen jeder Satz wohlkalkuliert ist und die Besucher so tun, als würden sie wirklich "2000 Jahre zurück in die Zeit des alten Roms" versetzt, anstatt nur 20 Euro Eintritt zu zahlen –,
tauchten zwei Gestalten auf, die direkt aus den Seiten eines Comics entsprungen sein könnten: der kleine, schlaue Asterix und sein unzertrennlicher, hinkelsteintragender Freund Obelix.
Sie hatten von den "Römertagen" in der Villa gehört und waren, nun ja, neugierig geworden. Oder vielleicht auch nur auf der Suche nach einer ordentlichen Mahlzeit, die nicht nach Olivenöl und alten Sandalen schmeckte, und einer echten Ablenkung von den immer gleichen römischen Patrouillen.
"Was treiben diese Römer denn hier?", murmelte Obelix, während er sich am Kopf kratzte. "Und warum riecht es hier so... seltsam? Hoffentlich nicht nach römischer Suppe, die schon zum dritten Mal aufgewärmt wird."
Der Geruch, den Obelix wahrnahm, war der süßlich-herbe Duft von kochender Gerste und Hopfen – die Essenz des Brauprozesses.
Ein freundlicher Archäologe, der gerade eine Ladung Malz rührte und dabei so aussah, als würde er gleich eine hochwissenschaftliche Abhandlung über die Feinstruktur von Gerstenkörnern verfassen – wahrscheinlich für die nächste "Fachvortragsreihe" des Förderkreises –, erklärte den beiden Besuchern, dass die Villa Borg nicht nur römische Geschichte lebendig werden ließ, sondern auch den "Austausch zwischen den Kulturen" aufzeigte.
"Wisst ihr", sagte er mit dem Eifer eines frischgebackenen Doktoranden, der dringend seine Forschungsstunden nachweisen musste, "hier lebten einst romanisierte Kelten, die Treverer.
Die wussten genau, wie man ein gutes Bier braut!" Erstaunlich, dass die Römer ihnen das nicht gleich abgewöhnt hatten – vermutlich, weil sie selbst zu beschäftigt waren, Mosaike zu malen und sich über die korrekte Anordnung ihrer "Gärten ohne Grenzen" zu streiten.
Asterix lauschte aufmerksam, während Obelix mit leuchtenden Augen den Braukesseln zusah.
"Ein Trank, der stark macht?", fragte er ungläubig, fast schon hoffnungsvoll. "Stärker als der Zaubertrank von Miraculix?" Der Archäologe lachte – ein Lachen, das klang, als hätte er es extra für Touristen geübt und dabei an die jährlichen Fördergelder gedacht.
"Nun, nicht ganz so magisch vielleicht", sagte er, sichtlich bemüht, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass die Villa Borg nicht nur ein Museum, sondern ein echtes "Erlebnis" sei, "aber sicherlich stärkend und erfrischend!"
Er reichte ihnen ein Glas des selbstgebrauten Kirsch-Biers, das die Villa Borg stolz als "Köstlichkeit, die nicht nur die Sinne belebt" anbot – ein Satz, der vermutlich in einer Marketingabteilung entstanden war, die auch römische Sandalen als "ultimative Fußbekleidung für den modernen Globetrotter" bewerben würde.
Obelix nahm einen großen Schluck und seine Augen weiteten sich. "Das ist ja köstlich!", rief er.
"Viel besser als die dünnen Weine der Römer! Das hat ja richtig Geschmack!" Asterix nickte zustimmend, ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.
"Vielleicht sollten wir den Römern in unserem Dorf beibringen, wie man echtes Bier braut", schmunzelte er. "Das würde ihnen sicher den Kopf verdrehen!
Und vielleicht wären sie dann nicht mehr so... römisch. Und wir könnten es auf unserer eigenen kleinen 'Römertage'-Veranstaltung präsentieren, nur eben besser."
Der Besuch der Politiker und die unermüdlichen Mitarbeiter der Kulturstiftung
In diesem Moment, als der Duft des Gerstenmalzes und der alten Geschichten in der Luft lag, bog eine kleine Delegation um die Ecke des römischen Badehauses.
Allen voran, sichtlich bemüht, den Anschein von Volkstümlichkeit zu wahren, schritt der Ministerpräsident des Saarlandes,
Anke Rehlinger, flankiert von einigen Vertretern der Kommunalpolitik. Sie waren offenbar auf "Informationsreise" in der Villa Borg, was übersetzt so viel heißt wie: Fotos machen für den nächsten Wahlkampf.
Sie waren auf dem Weg zum Gasthaus "Zum Blauen Fasan" in Perl, nur wenige Minuten entfernt, wo der "Arbeitskreis für ländliche Entwicklung und Authentizität römischer Küchengewürze" ein feierliches Mittagessen geplant hatte.
Man munkelte, dass es dort nicht nur römische Platten gab, sondern auch anständige Schnitzel und ein gut gezapftes Saarland-Pils – definitiv nicht "authentisch römisch", aber dafür genießbar.
Im Schlepptau der politischen Prominenz, unauffällig, aber mit der entscheidenden Macht über Budgets und Förderanträge, waren auch zwei Damen von der Kulturstiftung Saar.
Da war zum einen Frau Dr. Ilse Krummbach, die Leiterin des Bereichs "Antike Kultur und Rezeption", eine Frau, deren Lächeln so straff war wie ihre akademische Laufbahn und die jedes Projekt am liebsten als "Leuchtturm der saarländischen Kulturlandschaft" bezeichnen würde.
Neben ihr schwebte ihre Assistentin, Frau Schmidt, die weniger redete, dafür aber umso akribischer Notizen machte und die Fotogelegenheiten im Auge behielt.
Als Anke Rehlinger, bekannt für ihre zupackende Art und ihre Fähigkeit, auch die komplexesten politischen Entscheidungen in wohlklingende Phrasen zu verpacken, die jeder verstehen konnte, den Braukessel und die beiden ungewöhnlichen Besucher erblickte, erstarrte sie kurz.
Asterix und Obelix, mit ihren charakteristischen Helmen und dem Hinkelstein, passten nun wirklich nicht ins übliche Bild der „historisch gewandeten“ Statisten.
"Ah, ich sehe schon!", rief sie mit einem Lächetern, das zwischen echtem Interesse und routiniertem Wahlkampf-Modus changierte.
"Das Projekt 'Antike Bierbrauerei'! Eine hervorragende Initiative zur Stärkung der regionalen Identität und zur Förderung des Kulturtourismus!
Das Saarland ist stolz auf seine Wurzeln, und das geht weit über das Kohlegraben hinaus!" Sie deutete auf den Braukessel, als ob sie persönlich jedes einzelne Gerstenkorn gesät hätte. "Und wer sind denn diese beiden ehrenwerten Herren?"
Der Archäologe, sichtlich überrascht vom plötzlichen hohen Besuch, stammelte etwas von "französischen Fachbesuchern" und "transnationalem Kulturaustausch".
Asterix und Obelix verstanden die Hälfte nicht, aber die Ministerpräsidentin verstand, dass es hier eine gute Fotogelegenheit gab.
Frau Dr. Krummbach von der Kulturstiftung schaltete sich ein, ihre Stimme klang wie eine gut geölte Präsentationsmaschine. "Exzellent, Frau Ministerpräsidentin!
Das unterstreicht perfekt unsere Strategie der Vermittlung authentischer Lebenswelten!
Wir sehen hier ein enormes Potenzial für die Generierung neuer Zielgruppen und die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements. Denkbar wäre ein 'Kultur-Bier-Festival' oder ein 'Symposium zur Archäologie des Genusses' – natürlich mit entsprechenden Förderanträgen unserer Stiftung!"
Sie schielte zu Frau Schmidt, die eifrig mit dem Tablet klimperte, um die Stichworte für die nächste Pressemitteilung festzuhalten.
"Guten Tag, liebe Freunde des antiken Genusses!", rief Anke Rehlinger und streckte Asterix die Hand entgegen, während Obelix sie mit einem Blick musterte, der sagte:
"Hast du auch Wildschwein dabei?".
"Gerne würde ich mit Ihnen über die Potenziale dieser antiken Braukunst für unsere saarländische Wirtschaft sprechen.
Vielleicht ein 'Villa Borg Starkbier', exklusiv für unsere Region?
Das wäre doch was für den nächsten G7-Gipfel, oder besser noch, für unsere saarländischen Feste!"
Asterix blickte Obelix an, der gerade überlegte, ob der Ministerpräsidentin seine Hinkelsteine gefallen würden.
"Nun", sagte Asterix schließlich mit seinem typischen Grinsen, "eure Idee, hier Bier zu brauen, ist gar nicht so schlecht.
Aber was die 'Potenziale' angeht... dafür bräuchtet ihr vielleicht mehr als nur ein paar kleine Kessel. Und vor allem: Echten Zaubertrank. Dann könnten wir über 'Stärkung der regionalen Identität' reden."
Anke Rehlinger lachte, ein wenig lauter als nötig. "Sehr witzig! Aber im Ernst, ich lade Sie herzlich ein, nachher im 'Blauen Fasan' vorbeizukommen.
Dort gibt es zwar kein antikes Bier, aber dafür eine hervorragende saarländische Küche und ein kühles Blondes. Da können wir dann auch über unsere 'Zukunftsperspektiven' sprechen.
Der Bürgermeister von Perl, Herr Bürgermeister Andreas Barth, wartet dort schon mit den ersten Flammkuchen." Frau Dr. Krummbach nickte zustimmend.
"Eine exzellente Idee, Frau Ministerpräsidentin!
Ein informeller Austausch in einem traditionsreichen Haus, das symbolisiert die Verbundenheit von Kultur und Regionalität!" Sie hatte bereits im Kopf, wie sie dies im Jahresbericht formulieren würde.
Obelix' Ohren spitzten sich. "Flammkuchen?", murmelte er. "Ist das wie Crêpes, aber mit Speck?" Die Aussicht auf nicht-römisches Essen und nicht-dünnen Wein war verlockend.
Und so kam es, dass in der römischen Villa Borg, einem Ort, an dem die Geschichte von Galliern und Römern auf vielfältige Weise erzählt und auch ein bisschen inszeniert wird, die Legende entstand, dass selbst Asterix und Obelix eine Einladung in ein modernes saarländisches Gasthaus erhielten, ausgesprochen von echten Politikern und wohlwollend begleitet von den wachsamen Augen der Kulturstiftung.
Ein Beweis dafür, dass gute Dinge – sei es eine starke Gallierfaust oder ein wohlgebrautes Bier, oder eben auch eine gut geplante PR-Aktion – alle Grenzen überwinden können.
Selbst die des guten Geschmacks der alten Römer und die manchmal fragwürdigen Methoden der modernen Politik und des Kulturbürokratismus.
Und vielleicht, nur vielleicht, haben die Politiker und die Kulturstiftung ja auch etwas von den "Barbaren" gelernt: Ein gutes Bier lockt immer mehr Leute an als trockene Reden und hochtrabende Förderanträge.
Ein unerwartetes Intermezzo am Leukbach
Gerade als die illustre Gesellschaft sich in Richtung Ausgang bewegte, um den wohlverdienten Flammkuchen im "Blauen Fasan" zu genießen, erklang ein lauter Schrei, gefolgt von einem platschenden Geräusch und einem panischen Winseln.
Alle Blicke richteten sich auf den nahegelegenen Leukbach, der gemächlich durch die Landschaft mäanderte.


Dort, mit einer Gießkanne in der Hand und bis zu den Knien im kühlen Nass, stand niemand Geringeres als Gerhard Braun, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag Merzig-Wadern.
Offenbar hatte er sich, in einem Anflug von bürgernahem Engagement oder schlichter Unachtsamkeit, dazu entschlossen, die Blumen am Bachufer persönlich zu gießen.
Neben ihm vollzog sein stattlicher Richback (oder, wie manche ihn liebevoll nannten, sein "Wasserscheu-Wunder") Sprünge, die einer olympischen Disziplin würdig gewesen wären.
Der Hund, bekannt für seine ausgeprägte Abneigung gegen alles, was nass war, hatte offenbar die unmittelbare Nähe zum Wasser nicht bedacht und versuchte nun, mit panischen Luftsprüngen der feuchten Gefahr zu entkommen.
Auf einer der am Leukbach aufgestellten Informationstafeln, die die "Haltungsklasse 9-10" für besonders vorbildliche Hundehalter auswiesen, spiegelte sich ironischerweise die Sonne. Ein Schelm, wer Böses dabei dachte.
Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (CDU), die sich gerade noch über die "Potenziale" des antiken Bierbrauens ausgelassen hatte, verzog kurz das Gesicht.
Ein SPD-Mann im Bach – das war zwar menschlich, aber politisch nicht ganz so fotogen.
Frau Dr. Krummbach von der Kulturstiftung zückte geistesgegenwärtig ihr Tablet.
"Ah, eine spontane Performance-Kunst-Installation zum Thema 'Mensch und Natur im Wandel der Zeit'!", murmelte sie und tippte eifrig.
"Das müssen wir unbedingt für unsere 'Kultur-Orte in Merzig-Wadern on tour'-Ausstellung dokumentieren!" Frau Schmidt nickte und machte ein Foto, das später sicher unter dem Titel "Bürgernähe in Extremsituationen" in den Archiven landen würde.
Marcus Hoffeld, der Oberbürgermeister von Merzig, schüttelte unmerklich den Kopf.
"Gerhard, mein Lieber", dachte er, "das ist doch kein 'Smart Mobility'-Projekt. Da hilft auch kein Online-Rathaus
." Jochen Kuttler, der Bürgermeister von Wadern, der sich ja so gerne als "zugewandte Ansprechperson" sah, überlegte kurz, ob er Gerhard einen Rettungsring aus dem Glasfaserausbau-Budget zuwerfen sollte. Thomas Collmann aus Beckingen, bekannt für seine Verkehrsmaßnahmen, dachte wohl eher an ein "Blitzerfoto" von der Szene.
Und Helmut Harth aus Losheim am See, der sich um "Wachstum und Innovation" kümmerte, fragte sich, ob man aus dem Zwischenfall eine neue "Fairtrade-Badeente" entwickeln könnte.
Asterix und Obelix beobachteten das Spektakel mit einer Mischung aus Belustigung und Verwirrung.
"Die Römer sind schon seltsam", sagte Obelix kopfschüttelnd. "Die fallen in den Bach, um Blumen zu gießen, und ihre Hunde tanzen dazu."
Asterix nickte, ein wissendes Lächeln auf den Lippen. "Nun, Obelix", sagte er, "manche Dinge ändern sich nie.
Egal, ob Römer oder moderne Politiker. Manchmal ist das Leben einfach eine Komödie.
Und ich wette, dieses 'Haltungsklasse 9-10' Schild hat mehr Regeln als unser ganzes Dorf."

Und so setzte sich die Delegation, mit einem durchnässten Gerhard Braun und einem immer noch nervösen Richback im Schlepptau, auf den Weg zum "Blauen Fasan".
Der Flammkuchen würde heute Abend besonders gut schmecken, und die Geschichte vom Leukbach würde sicher noch lange in den politischen Zirkeln des Landkreises Merzig-Wadern erzählt werden – vielleicht sogar als
Der Flammkuchen würde heute Abend besonders gut schmecken, und die Geschichte vom Leukbach würde sicher noch lange in den politischen Zirkeln des Landkreises Merzig-Wadern erzählt werden – vielleicht sogar als
"Best-Practice-Beispiel für unkonventionelle Bürgerbeteiligung".
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