„Ein Prost auf die Römer!“ Ein römisches Epos
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Der Fluss des vergessenen Bieres
Ein römisches Epos
Buch I – Die Zeichen der Erde
Die Morgensonne tauchte das Tal des Leukbachs in goldenes Licht, als Aurelia Mettus, eine Gelehrte aus Augusta Treverorum, die steinernen Mauern der Villa Borg betrat.
Der Staub der Jahrhunderte ruhte auf den Mosaiken, doch in den alten Wänden lauerte eine Geschichte, die nur darauf wartete, erzählt zu werden.
„Folgt mir!“ rief Julian Treverus, ein erfahrener Forscher, der die Zeichen der Vergangenheit zu lesen verstand.
Unter einer alten Getreidegrube hatten seine Leute etwas gefunden – verkohlte Körner, Spuren von Hefe, zerschlagene Amphoren. Aurelia beugte sich über die Erde, roch die Würze der Zeit und flüsterte:
„Hier wurde Bier gebraut…“
Ihre Stimme verhallte in den Hallen der Villa. Niemand hatte es für möglich gehalten.
Wein war der Herrscher der römischen Tafeln, doch hier, in den Grenzprovinzen, flossen goldene Tropfen aus der Gerste.
„Cervisia…“ murmelte sie.
Treverus lächelte. „Das Getränk der Legionen, das Brot der armen Leute – und vielleicht das Herz dieses Ortes.“
Buch II – Die Brauer des Nordens
Die alten Tafeln in Augusta Treverorum sprachen von einem Mann namens Marcus Varius Cervesius, einem Händler, der mit dunklen Holzfässern aus Gallien reiste.
Seine Waren waren keine Amphoren voller Wein, sondern Fässer, schwer von goldener Flüssigkeit.
„Er war ein Brauer,“ sagte Helena Brückner, als sie eine Scherbe betrachtete, auf der das Symbol einer Gerstenähre eingeritzt war. „Oder vielleicht… ein Schmuggler.“
Warum hatte man ihn vergessen? Warum sprach niemand von der Bierstraße des Leukbachs?
Aurelia tauchte tiefer in die alten Berichte ein.
Die Antwort lag in der Macht der Winzer, der Herren der Mosel, die keinen Konkurrenten duldeten.
Eine Legende sprach von einer Nacht des Feuers, als die Brauerei von Borg in Flammen aufging und Varius Cervesius mit den Fluten des Leukbachs verschwand.
War es ein Unfall? Oder hatte jemand seine Hände im Spiel?
Buch III – Das verborgene Rezept
Mit jedem Fundstück formte sich ein Bild. In einer alten Grabkammer fanden sie eine Schale mit eingetrockneten Hefekulturen.
Unter einem Steg am Leukbach bargen sie eine fast unversehrte Amphore, ihr Inneres bedeckt mit den kristallisierten Überresten eines längst vergessenen Gebräus.
„Wir können es nachbrauen,“ sagte Marcus Heimbach, ein Meister der alten Handwerke.
Die Zutaten waren einfach: Gerste, Honig, Koriander, Lorbeer. Doch die Kunst lag im Wasser, in der Gärung, in der Zeit.
„Wenn wir es trinken, schmecken wir, was Varius Cervesius schmeckte. Wir trinken mit den Römern, mit den Legionären, mit den Bauern dieser Erde.“
Die Feuer in den Braukesseln loderten, das alte Rezept erwachte zum Leben.
Buch IV – Der Triumph des vergessenen Bieres
Auf dem Marktplatz der Villa Borg versammelten sich Menschen aus nah und fern.
Die Luft war erfüllt vom Klang römischer Lieder, das Echo der Vergangenheit mischte sich mit dem Lachen der Gegenwart.
Sie füllten die Becher mit „Cervisia Borgensis“ – und als der erste Tropfen ihre Lippen berührte, stand die Zeit still.
Aurelia Mettus hob ihren Kelch und rief:
„Ein Prost auf die Römer!“
Das Bier, das einst verloren war, floss wieder durch die Villa. Und irgendwo, tief in den Wassern des Leukbachs, flüsterte der Geist von Varius Cervesius sein letztes Geheimnis:
„Die Geschichte endet nie – solange jemand sie trinkt.“
Nachwort
So möge die Villa Borg nicht nur ein Ort der Geschichte, sondern auch der lebendigen Kultur sein.
Mögen die Fässer rollen, die Becher klingen und das römische Bier mit den Gladiatorenspielen vereint werden – auf dass die Vergangenheit niemals schweigt
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