Das Vermächtnis der Villa Borg


Das Vermächtnis der Villa Borg

Kapitel 6: Schatten der Vergangenheit

Livia stand in der Bibliothek der Villa Borg und betrachtete das Pergament mit Julias letzter Nachricht. Die Worte ihrer Mutter hallten in ihr nach: „Die Freiheit beginnt im Herzen.“

Seitdem Marcus ihr seine Vaterschaft offenbart hatte, spürte Livia eine Mischung aus Stolz und Unsicherheit. Sie war nun Erbin der Villa Borg, aber auch Trägerin eines schweren Erbes. Die Vergangenheit schien sie einzuholen – und bald sollte sie erkennen, dass alte Fehden nicht vergessen waren.

Eines Abends erreichte ein Bote die Villa. Er brachte eine Nachricht aus Trier: Ein Mann namens Lucius Valerius, ein entfernter Verwandter von Marcus, beanspruchte Teile der Ländereien für sich. Er behauptete, dass Marcus' Tochter Julia und ihr Sklavenliebhaber nie rechtmäßig geheiratet hatten und deshalb Livia keinen Anspruch auf die Villa hätte. Marcus war empört. "Dieser Scharlatan wird mein Blut nicht beschmutzen", knurrte er. Doch insgeheim wusste er, dass Lucius in der kaiserlichen Verwaltung einflussreiche Freunde hatte.

Kapitel 7: Die verlorenen Dokumente

Livia war entschlossen, ihr Erbe zu verteidigen. Gemeinsam mit Dama und Tertius begann sie, in den Archiven der Villa nach Beweisen zu suchen, die Julias legitime Verbindung zu Felix nachweisen konnten. In einer alten Holztruhe im Badehaus fanden sie schließlich, was sie suchten: Ein vergilbtes Dokument, das die Namen Julia und Felix in einer Liste von Trauungen aufführte. Ein römischer Soldat, der als Trauzeuge aufgeführt war, hatte die Verbindung einst bezeugt. Livia wusste, dass sie mit diesem Pergament Lucius entgegentreten konnte.

Doch Lucius Valerius war ein raffinierter Gegner. Er hatte bereits Boten nach Trier entsandt, um sich offizielle Dekrete zur Enteignung der Villa Borg zu beschaffen. "Wir müssen schneller sein", sagte Livia entschlossen. "Ich werde nach Trier reisen und den Präfekten selbst aufsuchen."

Kapitel 8: Aufbruch nach Trier

Die Reise war gefährlich. Räuber trieben ihr Unwesen entlang der Landstraße. Doch Marcus, der seine Enkelin nicht allein reisen lassen wollte, begleitete sie persönlich. Mit zwei Bewaffneten machten sie sich auf den Weg. Während der Reise erkannte Marcus, wie stark und klug Livia geworden war. In ihren Augen sah er den gleichen Mut, den einst Julia besessen hatte. "Du bist wie deine Mutter", sagte er leise, als sie gemeinsam am Feuer saßen. Livia lächelte stolz.

In Trier angekommen, suchten sie den Präfekten auf. Mit klaren Worten und kluger Argumentation überreichte Livia das Dokument, das die Heirat ihrer Eltern bezeugte. Der Präfekt, beeindruckt von ihrem Auftreten, bestätigte ihre Erbansprüche und setzte Lucius Valerius' Forderungen ein Ende.

Kapitel 9: Heimkehr und Frieden

Als Livia und Marcus zurückkehrten, wurden sie in der Villa Borg mit Freude empfangen. Die Bediensteten jubelten, denn sie wussten, dass Livia eine neue, gerechte Herrin werden würde. Sie versprach den Arbeitern bessere Bedingungen und verlieh den treuen Knechten und Sklaven mehr Freiheiten.

Doch am meisten bewegte Marcus der Moment, als er zum ersten Mal sein neugeborenes Enkelkind in den Armen hielt. Livia hatte einen Sohn zur Welt gebracht und ihn zu Ehren von Julia und Felix Felicianus genannt. "Er wird ein freier Mann sein", sagte Livia stolz. Marcus legte seine Hand auf das Kind und flüsterte leise: "Möge er das Licht der Freiheit stets in seinem Herzen tragen."

Epilog: Die Villa Borg in der Zukunft

Jahrzehnte später war die Villa Borg zu einem der wohlhabendsten Güter in der Region geworden. Generationen von Livias Nachkommen bewahrten die Erinnerung an Julia und Felix und erzählten ihre Geschichte als Beispiel für Mut und Liebe. Die alte Eiche, unter der Julia und Felix sich einst trafen, stand noch immer und war zum Symbol der Hoffnung geworden.

Und so blieb die Villa Borg ein Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft miteinander verwoben waren – ein Zeugnis dafür, dass Liebe, Freiheit und der Mut zur Wahrheit ewig bestehen.

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