Die Brauerei – Herzstück der Villa Borg, Heute in der Villa Borg
Heute in der Villa Borg – Ein Romanischer Tag zwischen Vergangenheit und Gegenwart Morgendämmerung am Leukbach
Der Tag beginnt nicht einfach, er erwacht behutsam, während der Leukbach sein leises Plätschern fortsetzt, ein unaufhörliches Lied, das die Jahrhunderte überdauert zu haben scheint. Seine Oberfläche glitzert, als hätte er die ersten Sonnenstrahlen eingefangen und gäbe sie nun als winzige Diamanten zurück. Am Ufer steht Markus H., der Braumeister der Villa Borg, eine Gestalt, die ebenso zeitlos wirkt wie der Bach selbst. Seine Bewegungen sind routiniert, beinahe rituell, als er sich hinunterbeugt, einen alten Holzeimer ins kühle Nass taucht und die Klarheit des Wassers prüft. Ein stilles Nicken, ein fast unhörbares Murmeln: „Weiches Wasser. Genau so, wie es die Römer gebraucht hätten.“ Es ist mehr als eine Feststellung; es ist eine Hommage an die Vergangenheit, ein Versprechen, ihre Methoden zu ehren.
Im Hintergrund, noch teilweise im morgendlichen Nebel verborgen, erhebt sich die Villa Borg. Ihre rekonstruierten Mauern, mächtig und doch einladend, erzählen Geschichten von längst vergangenen Zeiten. Die schmiedeeisernen Tore, kunstvoll gearbeitet, scheinen die Schwelle zwischen zwei Epochen zu bilden. Das weitläufige Gelände, das sich sanft in die Landschaft einfügt, atmet eine Stille, die beinahe unwirklich wirkt, wie ein Gemälde, das gerade zum Leben erwacht. Nur der feine Rauch, der aus dem Schornstein der römischen Küche aufsteigt, ein zarter Faden vor dem sich langsam aufhellenden Himmel, verrät, dass hier bereits fleißige Hände am Werk sind. Die Luft ist erfüllt vom Duft von frisch gebackenem Brot und dem erdigen Aroma des aufsteigenden Holzes – Gerüche, die sich seit Jahrtausenden kaum verändert haben.Ankunft der Besucher
Kurz nach acht Uhr durchbricht ein freudiges Stimmengewirr die morgendliche Ruhe. Die ersten Besucher treffen ein, eine Schulklasse aus Merzig, deren Energie und Vorfreude den Bus förmlich zu verlassen scheinen. Ihre Lehrerin, Frau Klein, eine Frau mit wachen Augen und einem straffen Zeitplan, überblickt die Gruppe mit einer Mischung aus Autorität und Begeisterung. „Heute sehen wir nicht nur römische Bäder und Küchen“, erklärt sie ihren Schülern, ihre Stimme klar und deutlich, „wir gehen auch in die Brauerei – und dort wird gearbeitet, genau wie vor 2000 Jahren!“ Ihre Worte wirken wie ein Weckruf, der die müden Augen der Jugendlichen sofort auf die alte Villa richtet.
Doch nicht nur die Jugend findet den Weg nach Borg. Eine kleine, aber ebenso erwartungsvolle Gruppe aus Luxemburg gesellt sich zu den Schülern. Angeführt wird sie von einem älteren Herrn namens Paul, dessen graues Haar und leuchtende Augen von einer tiefen Leidenschaft für die Geschichte zeugen. Er bezeichnet sich bescheiden als „Amateurarchäologe“, doch seine Kenntnisse und seine Neugierde reichen weit über das Übliche hinaus. Für ihn ist die Brauerei nicht nur ein Programmpunkt, sondern der eigentliche Höhepunkt des Besuchs. „Ich will sehen“, sagt er, seine Stimme von ehrlicher Faszination erfüllt, „wie man aus Wasser, Getreide und Feuer Geschichte ins Glas bringt.“ Es ist eine Poesie, die er in den Prozess des Bierbrauens legt, eine Kunst, die über die reine Herstellung eines Getränks hinausgeht.Die Brauerei – Herzstück der Villa Borg
Der Raum ist ein Fest für die Sinne. Er riecht nach Malz, einem süßlich-erdigen Aroma, das sich mit dem herben Geruch von Holz und dem rauchigen Schleier des Feuers vermischt. Die Brauerei, geschickt und authentisch im rekonstruierten Backhaus der Villa untergebracht, ist eine faszinierende Mischung aus alter Werkstatt und modernem Labor. An den rauen Steinwänden hängen Werkzeuge, deren Formen sich seit der Römerzeit kaum verändert haben – Schaufeln, Rechen, lange Rührstäbe. Im Zentrum des Raumes glänzt der große Kupferkessel, dessen polierte Oberfläche das wenige Licht des Raumes einfängt und vervielfacht. Daneben stehen Tonamphoren in verschiedenen Größen, ihre bauchigen Formen und erdfarbenen Töne zeugen von ihrer antiken Inspiration. Holzfässer, dunkel und robust, warten darauf, ihren Inhalt aufzunehmen.
Markus H. steht schon bereit, seine Gestalt vor dem dampfenden Kessel. Er trägt eine grobe, leinene Schürze, die seine Kleidung vor den unvermeidlichen Spritzern schützt, und in der Hand hält er einen langen Rührstab, ein Zeichen seiner Rolle als Meister des Geschehens. „Willkommen in unserer Brauerei“, begrüßt er die Besucher, seine Stimme ruhig und doch voller Leidenschaft. „Heute zeigen wir euch, wie man Bier wie vor 2000 Jahren braute.“ Die Kinder drängen sich neugierig um den Kessel, ihre Augen weit aufgerissen, fasziniert von der Größe und dem geheimnisvollen Dunst, der aufsteigt.
Julia Meier, die Kulturhistorikerin, tritt hinzu, ihre Präsenz ergänzt Markus’ praktisches Wissen um die wissenschaftliche Tiefe. Sie ist es, die die Einführung übernimmt, die historischen Zusammenhänge beleuchtet. „Die Römer nannten es cervisia“, erklärt sie, ihre Stimme klar und informativ. „Es war das Getränk der einfachen Leute, der Bauern und Legionäre, während die Reichen lieber Wein tranken, der aus den südlichen Provinzen importiert wurde. Aber hier, in den nördlichen Provinzen, wo der Weinbau schwieriger war, war Bier oft leichter zu bekommen und ein wichtiger Teil der täglichen Ernährung.“ Sie zeichnet ein lebendiges Bild einer Gesellschaft, in der Bier mehr war als nur ein Durstlöscher – es war ein Grundnahrungsmittel, ein Energielieferant und ein Symbol regionaler Identität.Vom Getreide zum Sud
Markus H. greift zu einem robusten Sack, dessen Inhalt raschelt, als er ihn auf den steinernen Boden stellt. „Seht ihr?“, fragt er und öffnet den Sack ein Stück, sodass die Besucher einen Blick auf das goldene Korn werfen können. „So sieht unser Ausgangspunkt aus: Dinkel. Diesen Sack hat ein Bauer aus Borg am frühen Morgen gebracht, direkt von seinen Feldern. Wir schroten das Korn, brechen es auf, mischen es mit dem weichen Wasser aus dem Leukbach – und dann entsteht die Maische.“ Seine Worte sind einfach, doch sie beschreiben den ersten, entscheidenden Schritt eines komplexen Prozesses.
Mit geübten Händen gießt er das kühle Wasser aus dem Leukbach in den großen Kupferkessel. Ein leises Zischen, als das Wasser auf die bereits schwelenden Holzscheite trifft, die darunter lodern. Bald schon steigt Dampf auf, und ein süßlich-malziger Duft breitet sich im Raum aus, eine Mischung aus Getreide und feuchter Erde. Die Kinder schnuppern neugierig. Einige rümpfen die Nase, noch ungewohnt an den Geruch, während andere strahlen, als hätten sie gerade einen verborgenen Schatz entdeckt. „Das riecht wie Honigbrot!“, ruft ein kleines Mädchen begeistert, und ihre Stimme hallt fröhlich durch den Raum.
„Fast richtig“, lacht Markus, sein Blick voller Wärme. „Denn wir geben auch Honig hinzu – die Römer nutzten Kräuter und Honig statt Hopfen, um Geschmack und Haltbarkeit zu verbessern. Hopfen, wie wir ihn heute kennen, kam erst viel später ins Spiel. Damals waren es Beifuß, Gagel oder Wacholder, die dem Bier seine besondere Note verliehen.“ Die Besucher dürfen mithelfen: Ein Junge rührt vorsichtig die dickflüssige Maische mit einem Holzstab, ein anderes Kind wirft getrocknete Kräuter in den dampfenden Kessel. Julia erklärt dazu: „Damals gab es noch kein Reinheitsgebot, wie wir es heute kennen. Bier konnte sehr verschieden schmecken – manchmal süß, manchmal bitter, manchmal fast wie ein Kräutertrank, je nachdem, welche Zutaten der Braumeister zur Hand hatte und welche Traditionen er befolgte. Es war ein Experiment, ein Handwerk, das von Region zu Region variierte.“Die Gärung – ein Tanz der Zeit
Im hinteren Teil der Brauerei, in einem Bereich, der kühler und dunkler ist, stehen die Tonamphoren. Sie sind das Herzstück der Gärung, jener geheimnisvollen Transformation, die aus süßem Sud ein berauschendes Getränk macht. Markus öffnet vorsichtig einen der Deckel. Sofort steigt ein sanftes Blubbern auf, begleitet von einem leichten Zischen. Schaum steigt langsam an die Oberfläche, kleine Bläschen platzen, ein Zeichen des lebendigen Prozesses, der sich im Inneren abspielt. „Das ist die Magie der Hefe“, sagt er, seine Stimme erfüllt von
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