Die Geheimnisse des Leukbachs: Eine Geschichte von Keltischen und Römischen Bierherstellung am Leukbach

Leukbach in der Villa Borg

Die Geheimnisse des Leukbachs: Eine Geschichte von der Keltischen und Römischen Bierherstellung 







In den sanften Hügeln des Saar-Mosel-Gebiets, wo der Leukbach seit Urzeiten durch das Tal von Oberleuken mäandert, begann vor über 2.500 Jahren eine Tradition, die das Wasser dieses Baches mit dem Geist der Götter verband. 

Es war die Zeit der Kelten, jener stolzen Stämme, die in der Latène-Kultur ihre Dörfer am Ufer des Baches errichteten. 

Archäologische Funde in der Region, wie Gräberfelder mit Keramikscherben und Werkzeugen, zeugen von einer kontinuierlichen Besiedlung seit der Eisenzeit. 

Hier, in der Nähe dessen, was später die Villa Borg werden sollte, lebte Branoc, ein keltischer Handwerker und Brauer, dessen Leben eng mit dem Leukbach verknüpft war.


Branoc war kein gewöhnlicher Mann.
Als Angehöriger des Treverer-Stamms, der in Gallien Belgica heimisch war, hatte er von seinen Ahnen gelernt, wie man aus der Erde und dem Wasser der Götter ein Getränk schuf, das Stärke und Visionen schenkte: das Bier, oder wie die Kelten es nannten, *corma*. 

Die archäologischen Beweise für keltisches Bierbrauen sind faszinierend und stammen aus Funden wie denen in Eberdingen-Hochdorf in Süddeutschland, wo vor 2.550 Jahren speziell gegrabene Gräben für das Malzen von Gerste dienten. 

Ähnliche Techniken s in der Saar-Region praktiziert worden sein, wo pollenanalytische Untersuchungen aus Gräbern – wie jene in Tschechien rekonstruiert – auf Gerste, Honig und Kräuter wie Beifuß oder Bilsenkraut hinweisen, die dem Bier einen bitteren, halluzinogenen Kick verliehen.


Jeden Herbst, wenn die Gerste auf den Feldern am Leukbach reifte, begann Branoc sein Werk. Er erntete die Körner, die in der fruchtbaren Lössboden der Region gediehen, und trug sie zu einer flachen Mulde am Bachufer. 

Dort breitete er die Gerste aus, tränkte sie mit dem klaren, mineralreichen Wasser des Leukbachs, das aus den umliegenden Quellen sprudelte. 

Das Wasser war entscheidend – rein und kühl, es weckte die Keimkraft in den Körnern. Nach einigen Tagen, wenn das Malz spross, trocknete Branoc es über einem Feuer aus Eichenholz, das mit Kräutern wie Heidekraut oder wildem Thymian gewürzt wurde, um dem Bier eine rauchige, erdige Note zu verleihen. 

Hopfen war noch unbekannt; stattdessen dienten lokale Pflanzen als Bitterstoffe, wie sie in eisenzeitlichen Malzfunden in Deutschland nachgewiesen sind.


Das Gären geschah in großen Tonkrügen, die Branoc in der Erde vergrub, um die Temperatur konstant zu halten. Der Leukbach lieferte nicht nur das Wasser, sondern auch die Hefe – wilde Hefen aus der Luft und dem Bachsediment, die das Bier zum Brodeln brachten. 

Das Endergebnis war ein dunkles, trübes Gebräu, süß-säuerlich und stark, das bei Festen zu Ehren der Göttin Rosmerta getrunken wurde, der Schutzpatronin der Fruchtbarkeit und des Überflusses. Branoc glaubte, dass der Leukbach selbst göttlich war; sein Wasser trug die Essenz der Erde, und in jedem Schluck Bier floss die Kraft der Vorfahren. 

Archäologen haben in keltischen Siedlungen der Region Überreste von Getreidespeichern und Tonwaren gefunden, die auf solche Praktiken hindeuten – einfache, aber effektive Methoden, die das Bier zu einem Grundnahrungsmittel machten, ergänzt durch Brot und Fleisch.


Doch die Welt der Kelten wandelte sich. Um 50 v. Chr. marschierten die Legionen Julius Cäsars in Gallien ein, und die Treverer, anfangs widerspenstig, integrierten sich allmählich in das Römische Reich. 

Die Römerstraße von Metz nach Trier, die später an der Villa Borg vorbeiführen sollte, wurde zur Lebensader, und mit ihr kamen neue Ideen. 

Die Römer, Weinliebhaber aus dem Süden, betrachteten Bier zunächst als barbarisches Getränk – Plinius der Ältere nannte es *cervisia*, ein Schaumgetränk der Gallier, das sie mit Abscheu, aber Neugier betrachteten. 

Dennoch, in den Provinzen wie Gallien Belgica, wo Wein teuer und rar war, adaptierten die Römer lokale Bräuche. 

Archäologische Beweise aus Gallien und dem Rheinland zeigen, dass Bierbrauen in römischen Villen und Kastellen üblich wurde, oft für Soldaten und Sklaven. 

In der Saar-Mosel-Region, berühmt für römische Weinberge seit der Zeit des Augustus, existierte Bier neben Wein; Funde von Gerstenresten und Brau-utensilien in Villen deuten auf eine hybride Kultur hin.


In unserer Geschichte übernimmt Lucius Aelius, ein römischer Veteran, der in der Villa Borg sesshaft wird, Branocs Tradition. Lucius, der in den Feldzügen gegen die Germanen gekämpft hatte, heiratete eine keltische Frau namens Epona, die ihm die Geheimnisse des Leukbachs offenbarte. 

Die Villa Borg, eine *villa rustica* mit ihren Wirtschaftsgebäuden, wurde um 100 n. Chr. zu einem Zentrum der Produktion. Während der *pars urbana* mit Mosaiken und Hypokausten für Luxus stand, diente die *pars rustica* der Landwirtschaft – und dem Brauen. Lucius erkannte den Wert des Leukbachs: Sein Wasser, das durch Kanäle in die Villa geleitet wurde, war ideal für die Brauerei.

Archäologische Rekonstruktionen in der Villa Borg zeigen Wassersysteme, darunter Becken und Leitungen, die für Bewässerung und Verarbeitung genutzt werden konnten; ähnliche Einrichtungen in römischen Provinzen wie Britannien oder dem Rheinland dienten dem Bierbrauen.


Lucius verfeinerte das keltische Rezept. Er importierte Gerste aus den umliegenden Feldern und ließ sie in speziellen Gräben malzen, inspiriert von keltischen Methoden, wie sie in Hochdorf gefunden wurden. 

Doch als Römer fügte er römische Innovationen hinzu: Bessere Tonamphoren für die Lagerung, die mit Harz versiegelt wurden, um das Bier länger haltbar zu machen. 

Statt wilder Kräuter experimentierte er mit importierten Gewürzen wie Koriander oder sogar Datteln, wie es in römischen Quellen für provinziales Bier beschrieben wird. Das Wasser des Leukbachs blieb der Schlüssel – gefiltert durch Sandbetten in der Villa, wurde es in großen Kupferkesseln erhitzt, eine Technik, die Römer aus dem Osten übernommen hatten. 

Das resultierende Bier war heller und sprudelnder als das keltische, mit einem Alkoholgehalt von etwa 4-6%, und es wurde in der Taverne an der Römerstraße serviert, wo Reisende aus Trier oder Metz rasteten.


Eines Abends, bei einem Fest in der Villa, goss Lucius das Bier in bronzene Becher und prostete Epona zu: „Dein Volk hat es geboren, meines hat es veredelt – der Leukbach verbindet uns.“ 

Doch die Zeiten wurden unruhig. Im 3. Jahrhundert n. Chr., als germanische Stämme einfielen, verfiel die Villa Borg. Das Bierbrauen überlebte in den Dörfern um Oberleuken, wo das Wissen um den Leukbach weitergegeben wurde. Archäologische Funde in der Region, wie verkohlte Gerstenkörner und Tonfragmente, deuten auf eine Kontinuität hin, die bis ins Mittelalter reicht.


Heute, bei Ausgrabungen in der Villa Borg, finden Archäologen Hinweise auf Getreideverarbeitung, die das Biererbe andeuten.

Der Leukbach fließt weiter, ein stiller Zeuge einer vergangenen Ära, in der keltisches Feuer und römischer Verstand ein Getränk schufen, das die Grenzen zwischen Kulturen überbrückte. 

Diese Geschichte, gewoben aus archäologischen Funden und historischen Quellen, erinnert uns daran, dass Bier mehr als ein Trank war – es war das Blut der Erde, destilliert aus dem Wasser des Leukbachs.

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