Römische Mosaike der Villa Nennig: Ein antikes Highlight im Saarland
Römische Mosaike der Villa Nennig: Ein antikes Highlight im Saarland
Die Römische Villa in Nennig, ein beeindruckendes Bodendenkmal im Saarland, ist ein Muss für Liebhaber römischer Kunst.
Gelegen im Ortsteil Nennig der Gemeinde Perl, direkt an der Mosel im Dreiländereck und nur wenige Kilometer von der Villa Borg und Oberleuken entfernt, besticht sie durch ihre prachtvollen Mosaikböden. Diese zählen zu den größten und besterhaltenen nördlich der Alpen. Dieser Text fasst die Geschichte, Beschreibung und Besucherinformationen der Villa zusammen, die sich perfekt für einen Tagesausflug ab Oberleuken eignet (ca. 3–4 km Entfernung).
Historischer Überblick
Die Villa rustica, im 2. Jahrhundert n. Chr. erbaut, erlebte ihre Blütezeit im 3. Jahrhundert als luxuriöser Gutshof mit landwirtschaftlichen und repräsentativen Funktionen.
Der Hauptkomplex maß 140 m in der Breite, ergänzt durch einen 250 m langen Wandelgang, flankierende Flügel und ein separates Badehaus mit Schwimmbecken etwa 200 m entfernt.
Die Anlage diente wohl einem wohlhabenden Eigentümer für Feste, beeinflusst von der Nähe zu Trier (Augusta Treverorum), dem römischen Zentrum der Provinz Gallia Belgica.
Die Mosaike wurden 1852 zufällig von einem Landwirt entdeckt (ein Löwenmotiv war der erste Fund). Die Trierer „Gesellschaft für nützliche Forschungen“ leitete die Freilegung bis 1854, woraufhin ein Schutzbau errichtet wurde – eine der ältesten musealen Präsentationen archäologischer Funde in Deutschland. Weitere Ausgrabungen folgten 1866–1876, 1960 (Restaurierung durch das Landesmuseum Trier aufgrund von Kriegs- und Witterungsschäden) sowie 1987–1991.
Das Mosaik, auf das frühe 3. Jahrhundert n. Chr. datiert, ist in situ (am Originalort) erhalten, was es einzigartig macht.
Nahebei befindet sich der Tumulus „Moknapp“ (Mahlknopf), ein 40 m durchmessender Grabhügel aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. mit römischen Funden wie einer Glasurne und einem Schwert, der möglicherweise mit der Villa in Verbindung steht.
Beschreibung der Mosaike
Das zentrale Mosaik im Empfangssaal (pars urbana) misst 15,65 × 10,30 m (ca. 160 m²) und besteht aus über 3 Millionen winziger, leuchtend farbiger Steinchen (Tesserae) – ein Meisterwerk gallorömischer Kunst. Es ist eines der eindrucksvollsten Beispiele römischer Bodenmalerei nördlich der Alpen und zeigt realistische Szenen aus dem „munus“ (Amphitheater-Spektakel), das der Eigentümer wohl selbst veranstaltete. Die Themen umfassen brutale Tierkämpfe, Gladiatorenduelle und Unterhaltung, eingebettet in geometrische und florale Muster.
Schlüsselelemente:
Zentrales Motiv: Ein quadratisches Bild (ca. 3 × 3 m) zeigt den Kampf zwischen einem Retiarius (mit Netz, Dreizack und Dolch) und einem Secutor (mit Schild und Schwert), beaufsichtigt von einem Schiedsrichter (Lanista). Daneben ist ein Marmorbecken (Fontäne) integriert.
Umliegende Medaillons: Sieben von ursprünglich acht achteckigen Feldern (das achte ist zerstört, eventuell durch Franken im 5. Jh.) zeigen Szenen:
Tierhetzen: Ein Tiger, der einen Wildesel niederwirft; ein Panther, der von einem Speerwerfer gejagt wird; Löwen- und Bärenkämpfe.
Unterhaltung: Musiker (z. B. mit Wasserorgel/Hydraulis), Tänzerinnen und „venatores“ (Jäger).
Weitere Details: Venatores mit Peitschen, die Tiere vertreiben; florale Ränder mit Weinranken und geometrischen Ornamenten.
Die Farben (Rot, Blau, Gelb, Grün) und der Realismus sind atemberaubend und lassen das Mosaik wie einen „lebendigen Teppich“ wirken. Die Wände der Halle waren mit Pflanzen-, Tier- und Figurenmotiven bemalt. Heute ist das Mosaik unter einem modernen Schutzdach zu sehen, umgeben von Grundrissen der Villa (z. B. Peristyl-Säulenstümpfe).
Aktueller Status und Veranstaltungen
Die Villa wird als Museum von der Kulturstiftung Merzig-Wadern verwaltet. Eine Multimedia-Show (Deutsch, Französisch, Englisch) rekonstruiert die Anlage in 3D und erläutert die Mosaike. Gelegentliche Führungen und Events (z. B. zu römischen Festen) finden statt, oft in Kooperation mit der Villa Borg.
Besucherinformationen (Stand Oktober 2025):
Adresse: Römerstraße 11, 66706 Perl-Nennig (nahe Mosel-Radweg).
Öffnungszeiten: Täglich außer Montag, März–November 10–18 Uhr (im Winter variabel, prüfen Sie vorab).
Eintritt: Ca. 4–6 € (ermäßigt 3 €, Familien 10 €); ein Kombi-Ticket mit der Villa Borg (ca. 8–10 €) wird empfohlen – ideal für einen „römischen Mix“-Tag (Villa Borg ist nur 2–3 km entfernt).
Zugang: Barrierefrei, Audioguides verfügbar. Von Oberleuken: Zu Fuß/Wanderweg (Saar-Hunsrück-Steig) oder per Rad/Mosel-Fähre. Parkplätze vorhanden.
Tipps: Kombinieren Sie den Besuch mit dem Tumulus (500 m entfernt) oder einer Mosel-Weinprobe in Perl. Aktuelle Events: Oft Römertage im Sommer.
Kontakt: Tel. +49 6866 1329 oder roemischevillanennig.de
Verbindung zur Region und „Mix“ mit Oberleuken/Villa Borg
Wie die Villa Borg liegt auch Nennig im selben römischen Siedlungsraum: Die Via Agrippa verband beide Villen, und keltisch-römische Gräberfelder (wie in Oberleuken) deuten auf Kontinuität hin.
Die Mosaike ergänzen die rekonstruierten Bäder der Villa Borg thematisch – von Gladiatorenkampf zu antikem Wellness.
Ein perfekter Ausflug: Start in Oberleuken (Friedensdenkmal), dann Villa Borg (Wanderpfad), abschließend Nennig per Rad.
Die Region Perl feiert ihr römisches Erbe mit EU-geförderten Pfaden wie dem „Römer-Tour“.
Übersichtstabelle:
Mosaike der Villa Nennig im Vergleich zu Villa Borg
Kommentare