Bierbrauen in der Villa Borg – Zwischen Archäologie und Geschmack
Im Schatten der alten Mauern der römischen Villa Borg ruht ein Geheimnis, das zugleich uralt und lebendig ist: das Bier. Zwischen Amphoren, Werkstätten und rekonstruierten Tavernen mehren sich archäologische Hinweise auf Braugefäße, Malzreste und Filterkeramiken, die von einer frühen Form römisch-keltischer Braukunst erzählen. Es scheint, als hätte man hier am Leukbach nicht nur Brot gebacken und Wein gepresst, sondern auch Gerste, Emmer und Dinkel zu Würze verkocht.
Der Römersud von Borg
Während die Villa Borg heute keine laufende Brauaktion im offiziellen Programm führt, lebt die Idee des „Römersuds“ in Geschichten, Forschungsprojekten und kulinarischen Experimenten fort. In Zusammenarbeit mit lokalen Brauereien, Archäologen und der Kulturstiftung Merzig-Wadern wurde ein Bierkonzept entwickelt, das auf alten Rezepturen nach Apicius und keltischen Kräuterbieren basiert – eine Mischung aus Wissenschaft und Geschmack.
In der Taverne selbst wird Bier als Teil des Gesamterlebnisses verstanden: zu römisch inspirierten Speisen werden regionale Biere gereicht, manchmal mit Kräutern wie Wacholder, Gagel oder Eichenrinde veredelt – ganz im Sinne der antiken „cerevisia“. Besucher erleben Geschichte nicht nur mit den Augen, sondern mit allen Sinnen.
Funde und Forschung
Archäologen berichten von verkohlten Gerstenkörnern in Vorratsräumen und von Scherben römischer Braukessel, die auf kontrollierte Gärung schließen lassen. Die Kombination aus gallischer Tradition und römischer Technologie schuf hier vermutlich ein Getränk, das nicht nur erfrischte, sondern auch ein soziales Bindeglied war – vom einfachen Sklaven bis zum Gutsherrn.
Die Brauerei als Idee
„Borgius Cervisia“ – so nennen Einheimische und Besucher scherzhaft das fiktive Bier, das einst am Leukbach gebraut wurde. In Wahrheit ist es ein Symbol für das, was die Villa Borg ausmacht: Verbindung von Forschung, Genuss und Kultur. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Brauerei Villa Borg wieder auflebt – als Projekt, das Geschichte trinkbar macht.
Ausblick: Geschmack von Geschichte
Geplant sind künftige Workshops und Veranstaltungen zur römischen Küche, bei denen auch die Kunst des Brauens nach antiken Methoden eine Rolle spielen könnte. Das Ziel: den Römersud von Borg in kleinen Chargen neu zu interpretieren – mit Wasser aus dem Leukbach, regionalem Malz und Kräutern aus dem Villa-Garten.
Text: Alfred Regler, Villa-Borg-Chroniken
Fotos: Archiv Villa Borg / Kulturstiftung Merzig-Wadern
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