EXAR-JAHRBUCH 2025 – Sonderbericht: Kulinarisches Erbe der Römischen Villa Borg Borg, Saarland – Die Cervisia Borgensis: Eine Rekonstruktion der römischen Braukunst in der Villa Borg
Willkommen in der Römischen Villa Borg
Erleben Sie die faszinierende Welt des römischen Lebens im Herzen des Saarlandes.

EXAR-JAHRBUCH 2025 – Sonderbericht: Kulinarisches Erbe der Römischen Villa Borg
Borg, Saarland – Die Cervisia Borgensis: Eine Rekonstruktion der römischen Braukunst in der Villa Borg
Die Römische Villa Borg, ein herausragendes Beispiel römischen Lebens an der Mosel, hat sich nicht nur durch ihre beeindruckende Architektur und die detailreiche Rekonstruktion des römischen Alltags einen Namen gemacht, sondern auch durch ihr engagiertes Projekt zur Erforschung und Wiederbelebung der antiken Braukunst.
Unter dem Titel „Cervisia Borgensis“ widmet sich die Villa seit geraumer Zeit der detaillierten Aufarbeitung und praktischen Umsetzung römischer Biertraditionen und liefert damit einen einzigartigen Beitrag zum Verständnis der römischen Kulturgeschichte abseits der bekannten Weinpfade.
Historischer Kontext des Bieres in der römischen Welt und in Borg
Obwohl der Wein in der römischen Elite dominierte, war Bier (lateinisch cervisia) bei den keltischen und germanischen Völkern sowie in den nördlichen und östlichen Provinzen des Römischen Reiches ein weit verbreitetes Getränk.
Auch in der Region um die heutige Villa Borg, im römischen Gallien und Germanien, war Getreideanbau und damit auch die Bierherstellung eine etablierte Praxis.
Borg, Saarland – Die Cervisia Borgensis: Eine Rekonstruktion der römischen Braukunst in der Villa Borg
Die Römische Villa Borg, ein herausragendes Beispiel römischen Lebens an der Mosel, hat sich nicht nur durch ihre beeindruckende Architektur und die detailreiche Rekonstruktion des römischen Alltags einen Namen gemacht, sondern auch durch ihr engagiertes Projekt zur Erforschung und Wiederbelebung der antiken Braukunst.
Unter dem Titel „Cervisia Borgensis“ widmet sich die Villa seit geraumer Zeit der detaillierten Aufarbeitung und praktischen Umsetzung römischer Biertraditionen und liefert damit einen einzigartigen Beitrag zum Verständnis der römischen Kulturgeschichte abseits der bekannten Weinpfade.
Historischer Kontext des Bieres in der römischen Welt und in Borg
Obwohl der Wein in der römischen Elite dominierte, war Bier (lateinisch cervisia) bei den keltischen und germanischen Völkern sowie in den nördlichen und östlichen Provinzen des Römischen Reiches ein weit verbreitetes Getränk.
Auch in der Region um die heutige Villa Borg, im römischen Gallien und Germanien, war Getreideanbau und damit auch die Bierherstellung eine etablierte Praxis.
Archäobotanische Funde in der Region, wie verkohlte Gerstenkörner und Spuren von Dinkel, deuten auf eine vielfältige Nutzung von Getreide hin, die neben der Brotproduktion auch die Bierherstellung umfasst haben könnte.
Zwar sind direkte Zeugnisse einer Brauerei innerhalb der Villa Borg bislang nicht als spezifischer Baukomplex identifiziert worden, doch die Größe des Anwesens und die Autarkie, die eine solche römische villa rustica anstrebte, machen die Eigenproduktion von cervisia für den Eigenbedarf der Bewohner und der Arbeiterschaft plausibel.
Die Forschung geht davon aus, dass das römische Bier sich in Geschmack und Herstellung deutlich vom modernen Bier unterschied. Es wurde wahrscheinlich ohne Hopfen gebraut, der erst im Mittelalter zur Gärstabilisierung und Geschmacksgebung populär wurde.
Stattdessen könnten Kräuter wie Gagelstrauch, Schafgarbe oder Wermut für den Geschmack und die Haltbarkeit verwendet worden sein. Die Gärung erfolgte spontan durch Wildhefen oder durch Zugabe von Resten eines vorherigen Suds.
Das Projekt „Cervisia Borgensis“: Archäologie, Pädagogik und Experiment
Das Projekt „Cervisia Borgensis“ in der Römischen Villa Borg geht genau diesen Fragen nach. Es verbindet fundierte archäologische und historische Forschung mit einem lebendigen pädagogischen Ansatz und experimenteller Archäologie.
Die Kernziele sind:
Rekonstruktion der Brauprozesse: Basierend auf antiken Quellen (z.B. Plinius der Ältere, Tacitus) und archäobotanischen Erkenntnissen werden mögliche Getreidesorten (Gerste, Dinkel, Emmer) und Brauverfahren (Einmaischen, Kochen, Gärung in offenen Gefäßen) experimentell nachvollzogen. Dabei wird bewusst auf moderne Technologien verzichtet, um die Bedingungen der Antike so authentisch wie möglich zu simulieren.
Identifikation von Brautraditionen: Durch die praktische Arbeit sollen Erkenntnisse über die Art der verwendeten Kräuter, die Dauer der Gärung und die Lagerung des Bieres gewonnen werden, die über theoretische Annahmen hinausgehen
Wissensvermittlung und kulturelle Bildung: Das Projekt dient als pädagogische Werkstatt, in der Schulklassen, Studenten und interessierte Laien aktiv in den Brauprozess einbezogen werden. Dies ermöglicht ein haptisches und immersives Lernerlebnis, das die römische Kultur greifbar macht. Es werden Themen wie Lebensmittelproduktion, Alltagsleben und technologische Entwicklungen der Antike beleuchtet.
Einbindung der Gemeinschaft: Durch öffentliche Brautage und Verkostungen wird das Projekt der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die „Cervisia Borgensis“ wird dabei zu einem Botschafter für die regionale Geschichte und die Bedeutung der römischen Villa Borg.
Der Brauprozess und erste Erkenntnisse
Die experimentellen Braudurchgänge in der Villa Borg verwenden hauptsächlich Gerste und Dinkel, die grob geschrotet und in Wasser eingemaischt werden.
Die Maische wird anschließend erhitzt und filtriert. Für die Würze werden Kräuter wie Wermut und Schafgarbe nach historischen Überlieferungen oder botanischen Funden der Region hinzugefügt. Die Gärung erfolgt in offenen Tongefäßen, oft unterstützt durch die Zugabe von Sauerteig oder Resten eines vorherigen Suds, um die Fermentation anzustoßen.
Erste Ergebnisse der Brauversuche deuten auf ein trübes, leicht säuerliches und nahrhaftes Getränk hin, dessen Alkoholgehalt je nach Gärung variiert, aber tendenziell niedriger ist als bei modernem Bier. Der Geschmack ist erdig und von den verwendeten Kräutern geprägt, weit entfernt von den heutigen Bitter- oder Malznoten.
Dieses Ergebnis stimmt mit historischen Beschreibungen von cervisia als einem einfachen, oft als Durstlöscher dienenden Getränk überein.
Ausblick
Das Projekt „Cervisia Borgensis“ ist ein lebendiger Beweis dafür, wie experimentelle Archäologie und Geschichtsvermittlung neue Perspektiven auf die Vergangenheit eröffnen können.
Es trägt nicht nur zur wissenschaftlichen Debatte über die römische Ernährungskultur bei, sondern macht die Römische Villa Borg zu einem dynamischen Ort, an dem Geschichte nicht nur konserviert, sondern aktiv neu belebt und erlebbar gemacht wird.
Die kontinuierliche Erforschung des antiken Bieres in Borg verspricht weitere spannende Erkenntnisse und die Fortsetzung einer einzigartigen Form der Kulturvermittlung.
Zwar sind direkte Zeugnisse einer Brauerei innerhalb der Villa Borg bislang nicht als spezifischer Baukomplex identifiziert worden, doch die Größe des Anwesens und die Autarkie, die eine solche römische villa rustica anstrebte, machen die Eigenproduktion von cervisia für den Eigenbedarf der Bewohner und der Arbeiterschaft plausibel.
Die Forschung geht davon aus, dass das römische Bier sich in Geschmack und Herstellung deutlich vom modernen Bier unterschied. Es wurde wahrscheinlich ohne Hopfen gebraut, der erst im Mittelalter zur Gärstabilisierung und Geschmacksgebung populär wurde.
Stattdessen könnten Kräuter wie Gagelstrauch, Schafgarbe oder Wermut für den Geschmack und die Haltbarkeit verwendet worden sein. Die Gärung erfolgte spontan durch Wildhefen oder durch Zugabe von Resten eines vorherigen Suds.
Das Projekt „Cervisia Borgensis“: Archäologie, Pädagogik und Experiment
Das Projekt „Cervisia Borgensis“ in der Römischen Villa Borg geht genau diesen Fragen nach. Es verbindet fundierte archäologische und historische Forschung mit einem lebendigen pädagogischen Ansatz und experimenteller Archäologie.
Die Kernziele sind:
Rekonstruktion der Brauprozesse: Basierend auf antiken Quellen (z.B. Plinius der Ältere, Tacitus) und archäobotanischen Erkenntnissen werden mögliche Getreidesorten (Gerste, Dinkel, Emmer) und Brauverfahren (Einmaischen, Kochen, Gärung in offenen Gefäßen) experimentell nachvollzogen. Dabei wird bewusst auf moderne Technologien verzichtet, um die Bedingungen der Antike so authentisch wie möglich zu simulieren.
Identifikation von Brautraditionen: Durch die praktische Arbeit sollen Erkenntnisse über die Art der verwendeten Kräuter, die Dauer der Gärung und die Lagerung des Bieres gewonnen werden, die über theoretische Annahmen hinausgehen
Wissensvermittlung und kulturelle Bildung: Das Projekt dient als pädagogische Werkstatt, in der Schulklassen, Studenten und interessierte Laien aktiv in den Brauprozess einbezogen werden. Dies ermöglicht ein haptisches und immersives Lernerlebnis, das die römische Kultur greifbar macht. Es werden Themen wie Lebensmittelproduktion, Alltagsleben und technologische Entwicklungen der Antike beleuchtet.
Einbindung der Gemeinschaft: Durch öffentliche Brautage und Verkostungen wird das Projekt der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die „Cervisia Borgensis“ wird dabei zu einem Botschafter für die regionale Geschichte und die Bedeutung der römischen Villa Borg.
Der Brauprozess und erste Erkenntnisse
Die experimentellen Braudurchgänge in der Villa Borg verwenden hauptsächlich Gerste und Dinkel, die grob geschrotet und in Wasser eingemaischt werden.
Die Maische wird anschließend erhitzt und filtriert. Für die Würze werden Kräuter wie Wermut und Schafgarbe nach historischen Überlieferungen oder botanischen Funden der Region hinzugefügt. Die Gärung erfolgt in offenen Tongefäßen, oft unterstützt durch die Zugabe von Sauerteig oder Resten eines vorherigen Suds, um die Fermentation anzustoßen.
Erste Ergebnisse der Brauversuche deuten auf ein trübes, leicht säuerliches und nahrhaftes Getränk hin, dessen Alkoholgehalt je nach Gärung variiert, aber tendenziell niedriger ist als bei modernem Bier. Der Geschmack ist erdig und von den verwendeten Kräutern geprägt, weit entfernt von den heutigen Bitter- oder Malznoten.
Dieses Ergebnis stimmt mit historischen Beschreibungen von cervisia als einem einfachen, oft als Durstlöscher dienenden Getränk überein.
Ausblick
Das Projekt „Cervisia Borgensis“ ist ein lebendiger Beweis dafür, wie experimentelle Archäologie und Geschichtsvermittlung neue Perspektiven auf die Vergangenheit eröffnen können.
Es trägt nicht nur zur wissenschaftlichen Debatte über die römische Ernährungskultur bei, sondern macht die Römische Villa Borg zu einem dynamischen Ort, an dem Geschichte nicht nur konserviert, sondern aktiv neu belebt und erlebbar gemacht wird.
Die kontinuierliche Erforschung des antiken Bieres in Borg verspricht weitere spannende Erkenntnisse und die Fortsetzung einer einzigartigen Form der Kulturvermittlung.
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