Bier, Wein und Handel im römischen Saargebiet – Villa Borg und die Grenzen des Geschmacks Bier


Jatros besaß Hände, die rußgeschwärzt waren wie der Boden, auf dem er stand. Er äußerte sich selten und lauschte aufmerksamer, als er sprach. Als Varus ihn fragte, ob er einen Ersatz für Wein herstellen könne, erwiderte Jatros: „Ersatz existiert nicht. Lediglich Wahrheit in anderer Gestalt.“ Varus verstand dies nicht, nickte jedoch – wie jemand nickt, der keine andere Wahl hat.



In der Nacht begann Jatros zu arbeiten.
Er legte Holzscheite in den Ofen, geröstete Gerste, bis der Duft die Kammern füllte.Das Wasser holte er selbst aus dem Leukbach – kalt, klar, mit dem Geschmack von Schiefer.

Er mischte, rührte, wartete.
Als das Feuer kleiner wurde, sang er leise Verse auf Griechisch:
Lieder von Heilung, nicht von Rausch.

Drei Wochen später brachte er dem Statthalter eine Schale.
Die Flüssigkeit war trüb, der Schaum goldgelb

.Die Arbeiter liebten den neuen Trank.
Er war leichter als Wein, aber stärker als Wasser.
Sie arbeiteten länger, lachten lauter, und der Hof bekam den Spitznamen Culina Cerevisiae – die Küche des Biers.
Doch der Erfolg brachte Ärger.
Ein Beamter aus Trier reiste an und beauftragte die Zerstörung aller Gefäße – wegen „unautorisierter Produktion“.
Am Abend vor der Kontrolle goss Jatros den Rest seines Suds in den Leukbach.
Das Wasser färbte sich honigfarben, und Fische sprangen, als wüssten sie um das Geheimnis.



Varus roch, trank, lachte.
„Es ist wild“, sagte er, „aber es hat Mut.“
Jatros antwortete: „So sind die Götter des Nordens.“

Als die Männer des Beamten kamen, fanden sie nichts – nur den Geruch von Feuer.
Sie notierten: „Keine Beweise, nur Dampf.“
Varus wurde später abberufen.
Jatros verschwand aus den Listen.
Doch in einem Nebengebäude blieb ein kleiner Krug mit eingeritztem Schriftzug:
CERVISIA JATRI.

Heute liegt dieser Scherbenfund im Museumskeller, beschriftet mit der Nummer „BORG-IX-23“.
Niemand weiß, ob es Zufall war oder Handschrift.
Aber wenn man im Sommer durch die Villa geht und der Wind vom Leukbach heraufzieht, riecht man wieder dieses leise Bittere in der Luft.
Dann weiß man: Jatros hat nicht aufgehört zu brauen – nur die Zeit hat aufgehört, ihm dabei zuzusehen.

(Text: Alfred ReglerVilla Borg Chroniken 2025)



<a target="_blank" href="https://www.google.com/search?ved=1t:260882&q=beer+Roman+times&bbid=6165637049845407616&bpid=1299457070391195175" data-preview><a target="_blank" href="https://www.google.com/search?ved=1t:260882&q=Bier+Roman+times&bbid=6165637049845407616&bpid=1299457070391195175" data-preview>Bier</a></a>, Wein und <a target="_blank" href="https://www.google.com/search?ved=1t:260882&q=trade+Roman+times&bbid=6165637049845407616&bpid=1299457070391195175" data-preview>Handel</a> im römischen <a target="_blank" href="https://www.google.com/search?ved=1t:260882&q=<a target="_blank" href="https://www.google.com/search?ved=1t:260882&q=<a target="_blank" href="https://www.google.com/search?ved=1t:260882&q=<a target="_blank" href="https://www.google.com/search?ved=1t:260882&q=Saargebiet&bbid=6165637049845407616&bpid=1299457070391195175" data-preview>Saargebiet</a>+region&bbid=6165637049845407616&bpid=1299457070391195175" data-preview>Saargebiet</a>+region&bbid=6165637049845407616&bpid=1299457070391195175" data-preview>Saargebiet</a>&bbid=6165637049845407616&bpid=1299457070391195175" data-preview>Saargebiet</a> – Villa Borg und die Grenzen des Geschmacks

Bier, Wein und Handel im römischen Saargebiet

Als die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. an Saar und Mosel feste Handelsplätze errichteten, trafen zwei Genusskulturen aufeinander: der Wein des Südens und das Bier des Nordens. In dieser Grenzregion, zwischen Trier, Nennig und Borg, verbanden sich römische Disziplin und keltische Braukunst zu einem Netzwerk aus Austausch, Geschmack und Macht.

Vom Wein des Südens

Der Wein war das Symbol römischer Zivilisation. Amphoren mit Aufschriften aus Kampanien und Gallia Narbonensis gelangten über die Mosel nach Trier und von dort weiter bis an die Villa Borg. In der Handelsstatistik des Imperiums galt der Wein als strategisches Gut – besteuert, kontrolliert, politisch. Selbst kleine Gutshöfe mussten Abgaben in Naturalien leisten: ein Krug Wein pro Erntejahr, eine Amphore für den Präfekten. Wein bedeutete Loyalität.

Das Bier der Kelten

Im Gegensatz dazu stand das Bier, cerevisia genannt. Es war das Getränk der gallischen Bevölkerung – ein Produkt aus Gerste, Emmer und Dinkel. Archäologische Funde aus Borg, Bliesbruck und Reinheim zeigen Reste verkohlten Getreides in Vorratsgruben – ein Hinweis auf frühe Brauaktivität. Anders als der Wein war Bier nicht elitär, sondern allgegenwärtig. Es verband Arbeiter, Händler, Soldaten und Bauern.

Die Villa Borg als Umschlagplatz

Die Villa Borg lag strategisch günstig an alten Handelsrouten zwischen Trier und Metz. Untersuchungen der Bodenfunde belegen Transportamphoren, Gewichtsteine, römische Münzen und Werkstätten für Lagerung. Borg war kein isoliertes Landgut, sondern Teil eines regionalen Marktnetzes, das Bier, Wein, Salz, Eisen und Keramik austauschte.

Der nahe Leukbach diente als Transportweg. Kleinere Flöße und Karren verbanden Borg mit der Mosel. Wein kam den Hang hinauf – Bier floss hinunter. So lässt sich aus Handelsmustern ableiten: Wein wurde importiert, Bier exportiert.

Wirtschaftliche Symbiose

Der römische Staat tolerierte das Bier der Gallier, weil es billig war und die Versorgung der Truppen sicherte. In den Lagerlisten von Augst und Mainz erscheinen Hinweise auf „cervisia pro milite“. Auch in Borg könnte ein solches Kontingent gelagert worden sein. Der Wein blieb dem Adel vorbehalten – doch die Wirtschaft basierte auf beiden Getränken: Wein für das Protokoll, Bier für den Alltag.

Kulturelle Wechselwirkung

Mit der Zeit übernahmen die Römer gallische Brautechniken; gleichzeitig lernten keltische Familien den Weinanbau. So entstanden Hybridprodukte – gewürzte Biere, mit Honig oder Most verfeinert. Solche Mischformen tauchen in Schriften des Gelehrten Columella auf, der beschreibt, wie „nördliche Völker das Getreide tränken, als sei es Wein“. Borg war eine dieser Grenzzonen des Geschmacks.

Fazit

Bier und Wein waren keine Konkurrenten, sondern zwei Seiten derselben Medaille: Wirtschaft und Identität. In der Villa Borg verschmolzen sie zu einer regionalen Kulturform, die bis heute fortwirkt. Der moderne Besucher trinkt in der Taverne vielleicht ein Glas Wein – doch im Duft des Brotbackofens steckt immer noch die Erinnerung an den alten Sud des Nordens.


Text und Recherche: Alfred Regler · Villa Borg Chroniken 2025 · Kulturstiftung Merzig-Wadern

Kommentare

Villa Borg

Habeck, der Gott der Natur, wohnt in der Villa Borg

ADAC Saarland Classic Cup 2010

Villa Borg

Von römischen Funden zur Rekonstruktion: Die Faszination der Villa Borg

Fragen und Antworten

Chronik des Gasthof Scherer bei der Villa Borg