Anklang an Hermann Hesse: Natur, Erinnerung, Sinnsuche

Sensationelle Funde in der Villa Borg!

Zyklus „Die Villa der Zeit – Geschichten aus Borg“

Literarische Vorbilder: Hermann Hesse, Umberto Eco, Christa Wolf
Regionale Bezugsfiguren / Projekte: Daniela Schlegel-Friedrich, Kulturstiftung Merzig-Wadern, Römertage, das Klimabier-Projekt, Archäologie an der Villa Borg, Gemeinde Perl, Museen in Merzig, Nennig, Oberleuken


Kapitel I – Der Atem der Erde

(Anklang an Hermann Hesse: Natur, Erinnerung, Sinnsuche)

Anna-Lena Seyler stand am frühen Morgen auf dem Hügel von Perl-Borg, als Nebelschwaden über den Weinbergen zogen. Die Sonne war noch kaum über den Horizont geklettert. Vor ihr ragten die Mauern der Villa Borg, rekonstruierte Wände, rekonstruierte Erinnerungen.

Sie erinnerte sich an ein Gedicht, das sie einst in der Schule lernte: wie Stein atmet, wenn er alt ist. Vielleicht war es nur Einbildung – und doch: das leise Ziehen in der Luft, der Duft von feuchter Erde und Moselwind.

Daniela Schlegel-Friedrich, Vorsitzende der Kulturstiftung Merzig-Wadern, hatte Anna-Lena letztes Jahr eingeladen, Teil des Klimabier-Projekts zu werden: eine Initiative, die historische Braukunst und Nachhaltigkeit verbindet. „Wir müssen nicht nur bewahren“, hatte sie gesagt, „wir müssen neu denken.“

Helena, eine junge Töpfermeisterin aus Nennig, formte gerade eine Amphore in der Werkstatt. Sie spürte in ihren Händen die Kühle des Tons, das Gewicht der Geschichte. Jeder Daumenabdruck ein Gedanke an die Menschen, die das Haus bauten.

An diesem Tag lernte Anna-Lena: Die Villa ist nicht nur ein Ort der Vergangenheit, sondern Gewicht und Versprechen zugleich. Die Erde atmet. Stein erinnert. Feuer wärmt. Wasser fließt.


Kapitel II – Das Haus der warmen Böden

(Anklang an Ken Follett: Technik, Großbau, Gemeinschaft)

Marcus Servus, ein Restaurator aus Merzig, setzte sich neben Prisca Sommerfeldt, die für das technische Team der Kulturstiftung arbeitet. Beide standen auf dem Boden des neu rekonstruierten Wohnflügels der Villa Borg. Unter ihnen lag eine Hypokaustenanlage – Röhren, Kanäle, Mauerschichten – gebaut nach archäologischen Befunden.

„Wenn man begreift, wie die Römer den Boden geheizt haben,“ sagte Marcus leise, „dann erfährt man: Komfort ist immer auch Ingenieurskunst.“

Prisca zeigte auf die Gänseblümchen, die zwischen den Steinen wuchsen, auf die Sonnenseite der Mauern. „Sie haben mit der Natur gebaut“, sagte sie. „Nicht gegen sie.“

Johann Schneider, vor Jahren Bürger aus Perl, der sich inzwischen für die historische Dokumentation engagiert, führte eine Schulklasse durch den Wirtschaftstrakt. Die Kinder legten ihre Hände auf die Steinblöcke, hörten das Tropfen des Wassers aus den Zisternen, spürten die Kühle, wo Schatten lag.

An diesem Abend, als die letzten Sonnenstrahlen die Mauern vergoldeten, sah Marcus, wie Licht und Schatten tanzten auf dem Boden, auf den Röhren, die Wärme bringen. Stein auf Stein. Haus wird Heim. Feuer glimmt. Wasser singt.


Kapitel III – Das Leuchten im Fass

(Anklang an Umberto Eco: Symbolik, Geschmack, Altes in neuem Licht)

Markus Hildenbrandt, der Braumeister des Klimabier-Projekts, stand in der Schlossbrauerei nahe Mettlach, neben großen Kupferkesseln und silbrig glänzenden Gärbehältern. Er hielt ein kleines Glas des ersten Suds: goldfarben, leicht trüb, ein Hauch Kräuter im Aroma.

Edmund Kütten, pensionierter Lehrer und langjähriges Vorstandsmitglied der Kulturstiftung, nahm das Glas und roch daran. „Das ist kein gewöhnliches Bier“, sagte er. „Es ist Erinnerung.“

Lena Kütten, seine Enkelin, verkostete und lächelte. „Es schmeckt nach Sommer. Nach Glut und Honig. Nach Erde.“

Daniela Schlegel-Friedrich war gekommen, um das Projekt öffentlich zu würdigen. Pressehinger, Bürgermeister*innen aus Perl und Merzig, und Vertreter der EU-Förderprogramme hörten zu. Markus erklärte, wie die Brauerei auf Solarenergie umgestellt wurde, wie das Getreide aus umliegenden Höfen stammt, wie Mehrwegsysteme und energiesparende Prozesse eingesetzt werden.

Im sanften Abendlicht, über dem Schlossbrauereihof, wurde klar: Der Sud war mehr als Flüssigkeit. Er war ein Signal. Der Geschmack der Zeit.




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